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Puh, wie schnell die Zeit vergeht. Nun endet dieses Jahr auch schon wieder. Wir können sagen, 2019 war für uns ein ganz schön aufregendes Jahr.

Obwohl gar nicht so viel passiert ist, hat sich doch so einiges zum Positiven verändert. Und in diesen ruhigen, besinnlichen Tagen haben wir mal zurückgeschaut. Wenn wir sagen, es ist gar nicht so viel passiert, dann meinen wir das deshalb, weil wir eigentlich nur ein Auto gekauft haben und umgezogen sind. Mal wieder. Wir könnten gut zum Volk der Nomaden gehören. Insgesamt sechs Wohnungswechsel haben wir in fünfzehn Jahren gemeistert. Was dadurch kam, dass wir ständig die Wohnsituation der gesundheitlichen Situation anpassen mussten. Dass es sich bei Michaela um eine angeborene, fortschreitend verschlechternde Erkrankung geht haben wir erst vor drei Jahren erfahren. Mit dem Wissen von heute hätten wir schon viel früher andere Entscheidungen getroffen. Dann hätten wir zum Beispiel schon gleich dafür gesorgt, dass wir auch mit dem Elektro-Rollstuhl in die Wohnung kommen. So wie es jetzt der Fall ist.

Doch zurück zum Beginn dieses Jahres:

Zunächst waren wir doch sehr glücklich in unserer alten Mietwohnung. Sie war groß genug, eigentlich schon zu groß. Aber Michaela konnte sich mit dem kleinen Aktiv-Rolli gut bewegen und kam auch durch die Türen. Allerdings machte die Wirbelsäule immer größere Probleme, sodass sie einen anderen Rollstuhl für den Innenraum benötigte. Nämlich einen mit hoher Rückenlehne, elektrischer Verstellung und auf die Besonderheiten ihrer Erkrankung (Ehlers-Danlos-Syndrom / hier kannst du mehr dazu lesen) angepasst. Das hätte aber eine Doppelversorgung bedeutet, da ja schon ein ähnlicher Elektrorollstuhl in der Garage stand. Und hier lag das Problem mit der Wohnung. Es gab Eingangsstufen, die nicht zu überwinden waren, auch nicht mit einer Rampe oder Umbauten. Also gut, das Thema Umzug lag schon mal im Raum.

Aber zuerst kam das Reisemobil. Über die Abholung von Smilla und die damit verbundene Reise kannst du hier lesen. Wir waren gleich vom ersten Moment an super glücklich mit dem Wagen. Endlich konnten wir uns wieder freier bewegen und unterwegs sein. Alle Ansprüche, die wir an ein Reisemobil, aber auch an ein Alltagsauto stellten, waren hiermit erfüllt. Ein wenig schwierig gestaltete sich wohl das Ein- und Ausfahren mit dem Rollstuhl, da sich die elektrische Rampe, die unterhalb verbaut ist, ja immer auf der Seite des Gehwegs befindet. Das bedeutete in unserem Fall, der Wagen musste immer erst einmal in Gegenrichtung geparkt werden. Achtung! Wir wissen alle, das ist nicht erlaubt und hat uns auch schnell ein Ticket der Ordnungshüter eingebracht. War aber unser Fehler. Nach einem Wochenendausflug waren wir so geschafft und außerdem war es Sonntag, dass wir uns dachten, ach Smilla kann bis morgen mal ausnahmsweise so stehen bleiben. Dass die Ordnungshüter am Montagmorgen doch schon recht früh unterwegs sein können, hatten wir nicht bedacht. Nun ja, es war lehrreich. Die fünfzehn Euro haben wir schnell bezahlt, es dann aber nie wieder riskiert.

Eine Höherlegung des Wagens half hierbei leider auch nicht weiter. Hier kannst du lesen, wie der kleine Umbau funktioniert. Die Rampe kann zwar kurz oberhalb des Gehwegs ausgefahren, aber nicht abgesenkt werden. Brachte hierbei also nicht den gewünschten Nutzen. Trotzdem würden wir immer empfehlen, das gleich zu Anfang machen zu lassen. Es fährt sich einfach viel entspannter, wenn man nicht ständig Sorge haben muss, nicht über die doch häufig vorkommenden Fahrbahnerhöhungen (Bremsschwellen), zu kommen, oder sich dabei die Elektrokassette der Rampe zu zerstören. Für uns hat sich der kleine Umbau sehr gelohnt. Die kurzen Wochenendausflüge haben gleich viel mehr Spaß gemacht.

Zum Üben haben wir uns den Campingplatz Freizeitdomizil Entenfangsee ganz in unserer Nähe angeschaut. Wir waren vom ersten Augenblick an total begeistert und haben uns sehr wohl gefühlt. Nachdem wir bei der Anmeldung sehr freundlich empfangen wurden, konnten wir es uns auf unserer zugewiesenen Parzelle gemütlich machen. Das Wichtigste für Rollstuhlfahrer ist natürlich die Barrierefreiheit. Das passt hier sehr gut. Das Gebäude der Anmeldung ist ebenerdig und es gibt auch einen barrierefreien Duschraum mit WC. Und sollte es dennoch Hürden geben, kannst du immer die sehr hilfsbereiten Mitarbeiter des Platzes ansprechen. Der Platz wird genutzt von Wochenend-, Dauercampern und Ferienhausbesitzern und neben zahlreichen Mobilheimen gibt es auch einen kleinen Kiosk und eine gemütliche Gaststätte, die Camping Oase. Hier gibt hausgemachte, sehr leckere Gerichte, auch zum Mitnehmen. Übrigens ist die Camping Oase auch barrierefrei.

Diese eine Übernachtung brachte schon gleich die Wende. Bei unserer Recherche im Internet entdeckten wir, dass ein paar der Häuschen zum Verkauf standen. Schnell machten wir einen Termin zu einer Besichtigung und kurz darauf waren wir schon im Besitz eines kleinen Blockhauses. So ein glücklicher Zufall, dass dieses Häuschen gerade noch frei war. Ein Mobilheim hätte gar nicht zu uns gepasst, da es hier immer drei oder vier Stufen gibt. Doch das Blockhaus ist fast ebenerdig und deshalb genau das Richtige für uns. Zudem ist es mit allem Komfort ausgestattet, den man auch in einer Wohnung hat. Dazu gehören z.B. ein Gas- und Wasseranschluss mit Anschluss an die Kanalisation, Stromanschluss und sogar Telefonanschluss und Internetzugang sind möglich. Was will man mehr?

Auch bietet es ausreichend Platz, sodass wir den Elektrorollstuhl mit rein nehmen können. Mit einer kleinen Rampe ist die winzige Stufe leicht zu überwinden. Ja und nun sind wir Dauercamper, also entweder mit Smilla unterwegs, oder wir machen es uns im Blockhaus gemütlich. Als Meldeadresse kann man den Platz leider nicht angeben, deshalb haben wir noch ein Zimmer bei der Familie. Übrigens liegt das Freizeitdomizil Entenfangsee super schön im Wald direkt am gleichnamigen Entenfangsee. In genau diesem Waldgebiet liegt auch die 6-Seen-Platte. Im Beitrag „Duisburg – eine Reise wert…“ kannst du mehr darüber nachlesen.

Vielleicht sind noch ein paar schöne Veranstaltungen gewünscht? Die werden dir hier auch geboten, z.B. ein Oktoberfest. Besonders schön war der Laternenzug mit dem St. Martin zu Pferd, der von einer Musikkapelle und vielen kleinen und großen Laternenträgern begleitet wurde. Wir haben uns natürlich auch angeschlossen. Am Martinsfeuer beim großen Kinderspielplatz endete der Zug und es gab Getränke und kleine Snacks für Groß und Klein. Für die Kleinen kommt sogar der Nikolaus und es gibt auch einen Weihnachtsmarkt.

So verbringen wir also die meiste Zeit auf dem Campingplatz oder im Reisemobil. Mehr Entspannung geht kaum noch. Dafür haben wir die Wohnung aufgegeben und eine Familien-WG gegründet. Die perfekte Lösung für uns!

Für den Umzug hatten wir durch die übliche Kündigungsfrist drei Monate Zeit und so konnten wir noch ein paar Ausflüge mit Smilla machen.

Als nächstes ging es zum Christopher-Street-Day (CSD) nach Köln. Dank Smilla konnten wir endlich auch mal wieder an solch einem Event teilnehmen. Das bedeutet, wir können immer den Rollstuhl mitnehmen und haben zudem die Sicherheit, wenn eine Liegepause zum Entlasten notwendig wird, gibt es keinen Stress. Unsere rollende Ferienwohnung ist immer in der Nähe.

Direkt am Rhein liegt der Reisemobilhafen Köln. Natürlich war der schon voll belegt. Aber es gibt noch einen Stellplatz ganz in der Nähe und auch direkt am Rhein gelegen. Wie schon andere Wohnmobile, konnten auch wir hier ein schönes Plätzchen finden. Es ist kein offizieller Stellplatz, aber das Übernachten wird geduldet. In der Nacht fuhr sogar die Polizei vorbei und es gab keine Probleme. Im Internet wird dieser Platz aber auch als Wohnmobil-Parkplatz ausgewiesen. Die Domplatte ist gute zwei Kilometer entfernt und du kannst sie, am Rhein entlang, fußläufig erreichen.

Am Samstagabend haben wir uns unter die Feiernden auf der Party-Meile gemischt. Sehr von Vorteil ist es, wenn man am Rollstuhl einen Hublift hat. So kann man sich auf Augenhöhe hochfahren und hat nicht nur den Blick auf die Gesäßteile der umherlaufenden Personen. Der Abend war richtig schön und wir hatten viel Spaß. Sonntag ging es dann zur CSD-Parade.

Als kleine Info am Rande: Der Christopher-Street-Day hat seinen Ursprung im Jahre 1969. In New York ging damals die Polizei mit Gewalt gegen Schwule, Lesben und Transsexuelle vor, jedoch stellten sich diese gemeinsam gegen die Polizeigewalt. Daraus entstand der jährliche Umzug, der an die Kämpfe erinnern soll. Die Kämpfe nahmen in einer Schwulenbar in der Christopher Street ihren Anfang und daher kommt der Name der jährlichen Umzüge. Den ersten deutschen CSD gab es dann 1972 in Münster. In Köln fand 1979 der erste CSD-Umzug statt.
Auch wir tauchten in die Menschenmassen ein und schauten uns die vielen Wagen und Gruppen an. Ca. 1,2 Millionen Zuschauer sollen dabei gewesen sein und mit etwa 150 teilnehmenden Gruppen war es der größte CSD-Umzug in Köln bisher. Nach der Parade machten wir uns dann gleich wieder auf den Heimweg.

Im September, mitten in den Umzugsvorbereitungen, machten wir noch einmal einen kleinen Ausflug nach Emmerich am Rhein. Der Wohnmobilstellplatz Yachthafen Emmerich bietet schöne Plätze nah am Wasser, mit Blick auf die Boote an den Anlegeplätzen. Nach einem Spaziergang von knapp drei Kilometern erreichst du die Rheinpromenade. Hier gibt es einen Katjes-Shop. Gefährlich für Leute die Lakritze mögen aber nicht vertragen. Wir mussten einen großen Bogen darum machen. Aber als wir vor einigen Jahren dort waren, haben wir noch ordentlich zugeschlagen. Auch nette Cafes und Lokale laden zum Verweilen ein. Es lohnt sich übrigens, die Räder mitzunehmen. Man hat die Möglichkeit auf 29 verschiedenen Radtouren die Umgebung zu erkunden. Auf der Seite outdooractive gibt es eine Übersicht zu den Touren.

Bevor es am nächsten Tag wieder nach Hause ging, machten wir noch einen Abstecher zu den niederländischen Nachbarn, um uns den großen Campingausstatter Obelink in Winterswijk anzuschauen. Ein paar Kleinigkeiten fielen natürlich auch in unseren „Einkaufswagen“. Irgendetwas kann man ja immer gebrauchen. Gut, dass sich ein Rollstuhl auch immer gut als Packesel eignet.
Um für den Heimweg gestärkt zu sein, gaben wir dann noch der magischen Anziehung der kleinen Pommesbuden nach und ließen uns noch eine Frikandel Spezial schmecken.

Zum Abschluss des Jahres können wir sagen, dass wir total glücklich sind, den Grundstein in 2019 gelegt zu haben, um in 2020 und in der weiteren Zukunft tolle Unternehmungen und Reiseprojekte umsetzen zu können.
Im Januar geht es schonmal nach Stuttgart zur CMT, der weltweit größten Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit. Hier sind wir zu einem Rundgang „Barrierefreies Reisen“ angemeldet. Wir werden dich natürlich mit Infos und Neuigkeiten versorgen.
Den März haben wir im Kalender mal komplett geblockt. Es soll auf die erste längere Reise Richtung Spanien gehen. Die Aufregung ist jetzt schon riesig groß und es gibt noch eine Menge vorzubereiten und zu planen.

Es bleibt also spannend…

Liebe Grüße
Sandy & Michaela