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Mit dem Rollireisemobil entlang der norwegischen Küste & Fjorde

 

Nach der 13tägigen Fahrt hoch zum Nordkap möchten wir dich in diesem Reisebericht mit auf den Weg durch Norwegens Westen Richtung Süden nehmen. Zwei Tage hatten wir das Nordkap erkundet und sogar ein paar Polarlichter mit der Kamera einfangen können. Danach ging es wieder zurück nach Alta und von hier aus fuhren wir über die E6 bis Talvik, wo wir nach 260 Kilometern Fahrt schon die nächste Nacht verbrachten.
Du möchtest dir noch einmal den Bericht zur Fahrt zum Nordkap anschauen, oder du hast ihn noch gar nicht gelesen? Dann haben wir hier den Link dazu: Mit dem Elektrorollstuhl im Reisemobil ans Nordkap

Bei dem Ort Talvik handelt es sich um einen kleinen Ort mit etwa 300 Einwohnern, der zur Kommune Alta in der Region Finnmark gehört. Die Region Finnmark grenzt übrigens im Osten an Russland und im Süden an Finnland. 
Unser Weg führte aber erst einmal in westliche Richtung. 
Auf einem kleinen außerhalb liegenden Schotterplatz, nahe am Altafjord gelegen, verbrachten wir eine sehr ruhige Nacht. Wir waren die einzigen Camper hier und so konnten wir auch bei einem romantischen Frühstück am nächsten Morgen unseren 17. Jahrestag feiern, bevor wir uns gegen Mittag wieder auf den Weg machten. Es kann übrigens in Norwegen passieren, dass einem mal der Weihnachtsmann begegnet, und das sogar umweltfreundlich auf dem Fahrrad. 

 

Die erste Schiffsreise mit dem Rollstuhl

Von Duisburg aus war das Ziel Eemshaven schnell erreicht. Nur ca. 4 Stunden und 266 Kilometern später standen wir, nahe dem Fähranleger, auf einem kleinen Parkplatz um die Nacht dort zu verbringen. Laut Navi sollte die Fahrt sogar nur 3 Stunden dauern, da wir aber immer sehr gemütlich unterwegs sind, brauchen wir meist etwas länger. Die Entscheidung die Nacht vorher am Hafen zu verbringen kam daher, dass wir ganz entspannt auf die Fähre gehen wollten. Das war auch richtig so. Nach einem kleinen Frühstück am Morgen brauchten wir nur etwa 2 Kilometer zum Anleger fahren und auf den Check in warten. Wir bekamen die Anweisung die Warnblinkanlage einzuschalten. So weiß das gesamte Personal am Hafen und auf dem Schiff, dass man Hilfe benötigt und man wird gleich bei der Auffahrt angesprochen. Alle Mitarbeiter waren sehr freundlich und hilfsbereit. Wegen unserer großen elektrischen Rollstuhlrampe wurde sogar dafür gesorgt, dass der Platz neben Smilla frei bleiben konnte.

Die rollstuhlgerechte Kabine mussten wir übrigens per E-Mail buchen. Das funktionierte nicht über das normale Buchungsportal. Aber so konnten wir dann auch schon alle Besonderheiten klären.

Zwischenstopp im Sami Shop

Wir kennen indigene Völker, wie zum Beispiel die Aborigines in Australien oder die Inuit auf Grönland. In Skandivavien ist es das indigene Volk der Samen, oder auch Sami genannt. Indigen bedeutet einfach nur eingeboren oder einheimisch. Früher sagte man Lappen zu dem Volk aus Lappland. Heute heißt die Region im hohen Norden, die sich über Teile Norwegens, Schwedens, Finnlands und Russlands erstreckt, Sapmi. Weil das Wort ‚Lappen‘ im Samischen Ausgestoßene bedeutet, ist dieser Ausdruck inzwischen ein Schimpfwort und sollte nicht mehr benutzt werden. Über die Zeit wurde aus dem nomadischen Volk ein sesshaftes, und genauso wie früher nutzen die Sami auch heute noch Koten. So werden feststehende Häuser, aber auch mobile Zelte genannt. Und genau an solchen Zelten kamen wir auf unserem Weg Richtung Süden vorbei. 

 

Der Sami Shop Heia ist ein Erlebnis!

Wer hier als Tourist an der E6 zwischen Tømmerelv und Olsborg entlang kommt, sollte sich das nicht entgehen lassen. Um es geographisch besser einordnen zu können, der Sami Shop Heia liegt ca. 100 Kilometer unterhalb von Tromsø. Alle möglichen Arten von Souvenirs, die wir mit den Samen verbinden, kann man hier finden, aber auch Bekleidung und Felle von Rentieren und norwegischen Schafen. Die Schaffelle sehen so schön kuschelig aus, dass wir nicht widerstehen konnten, und so wärmt uns unterwegs nun auch solch ein herrliches Fell. Wir nennen es liebevoll ‚unser Sami‘. Auch ein paar warme Handschuhe, die mit Schaffell gefüttert sind, fielen in unseren Einkaufskorb. Die sind besonders mega, weil sie als Fausthandschuhe total praktisch beim Rollifahren im Winter sind. In Fingerhandschuhen werden die Hände nämlich, trotz noch so tollem Material, eiskalt.  
Und weil Shoppen sehr hungrig macht, genehmigten wir uns noch ein leckeres und stärkendes Rentiersüppchen, das auf dem offenen Feuer im Zelt köchelte. 

Mit der Fähre durch den Fjord


Gut gestärkt, glücklich und zufrieden durften wir nach kurzer Fahrt die nächste Nacht direkt an einem rauschenden Fluss stehend verbringen. Traumhaft kann ich nur sagen. Am nächsten Tag wartete eine aufregende Überraschung auf uns. Eigentlich wollten wir es ja unbedingt vermeiden mit einer Fähre zu fahren. Doch spätestens an dieser Stelle ließ es sich nicht umgehen, ansonsten hätten wir einen sehr viel längeren Umweg durchs Gebirge nehmen müssen. Das wollten wir auch nicht. Die Fährfahrt stellte sich dann aber glücklicherweise als wesentlich harmloser raus als befürchtet, da es sich um ein relativ kleines Schiff handelte.

Unsere Sorge gilt dabei immer unserer Rollstuhlrampe. Da diese ja unterhalb der Schiebetür angebracht ist, müssen wir immer aufpassen, dass wir nicht mit der Rampe aufsetzen. Schon bei der Vorstellung, dass uns das bei der Auffahrt auf eine Fähre passieren könnte, bricht uns der Angstschweiß aus. Leider durften wir schon eine Erfahrung mit Aufsetzen der Rampe machen. Dadurch wissen wir, dass es auch dazu kommen kann, beim Aufsetzen richtig hängen zu bleiben, so dass man das Auto weder vor noch zurück bewegen kann. Bei dieser Art von Fähre wissen wir nun, dass das kein Problem ist und so waren wir dann auch bei den nächsten beiden Fahrten übers Wasser sehr viel entspannter.

Es gibt übrigens eine sehr hilfreiche Internetseite mit einer Karte von Norwegen, in der nicht nur die Fähren angezeigt werden, sondern auch Baustellen, Straßensperrungen und sogar Webkameras mit Wetterstationen. Das finden wir richtig klasse, man klickt auf das entsprechende Zeichen mit der Kamera und kann sich die aktuellen Wetterverhältnisse anschauen. Klickt man auf das Zeichen mit der Fähre, kann man sich zu Datum und Uhrzeit die Fährverbindung anzeigen lassen. Hier ist der Link dazu.

Mit einer Fähre zu fahren ist in Norwegen sehr easy, denn man muss sich zumindest übers Bezahlen keine Gedanken machen. Man braucht vor der Überfahrt noch nicht einmal ein Ticket kaufen, da ein Mitarbeiter bei der Auffahrt auf die Fähre das Fahrzeugkennzeichen scannt und man die Rechnung per Post zugeschickt bekommt. Es gibt auch noch verschiedene andere Bezahlmöglichkeiten, die alle zu erklären, ist aber recht kompliziert und aufwendig. Wenn du dich dafür interessierst, schau mal in den Nordlandblog, Hier findet man die wichtigsten Informationen, die man braucht. 

 

Das Jedermannsrecht in Skandinavien

Traumhaft war auch der Stellplatz den wir anschließend erreichten. Ebenso an einem Fluss und direkt am Wasser lag dieser kleine Parkplatz, der nur durch einen etwas abschüssigen Weg zu erreichen war.  Das Reizthema Rollstuhlrampe ließ uns auch hier nicht in Ruhe. Denn wenn wir zum Beispiel wie hier, auf einen abschüssig gelegenen Weg abbiegen wollen, laufen wir ebenso Gefahr aufzusetzen. An dieser Stelle klappte das aber ganz gut und so blieben wir erst einmal wieder ganz allein, und mit Blick auf eine gegenüberliegende Fischtreppe, zwei Tage lang stehen. 

Die Gegend wirkte so ruhig und verlassen, dass wir hofften endlich mal einen Elch zu sehen. Doch dieser Traum ging erst viele Kilometer später in Erfüllung. Dafür durften wir mehrere zweibeinige Sammler beobachten, die sich in die Büsche schlugen, um Beeren zu sammeln. Viele Skandinavier nutzen nämlich das Jedermannsrecht. 

 

Was bedeutet das Jedermannsrecht?

Das Jedermannsrecht besagt, dass man überall die Natur genießen darf, tatsächlich auch auf privaten Grundstücken. Doch hat man nicht nur Rechte,  sondern auch Pflichten, welche die Natur schützen sollen. Für uns sind diese Pflichten Selbstverständlichkeit. Deshalb parken wir Smilla auch nur dort, wo es entsprechende Flächen gibt. Wir würden uns niemals auf eine nicht dafür vorgesehene Wiese oder einfach in den Wald stellen. Natürlich nehmen wir auch immer unseren Müll und unsere Hinterlassenschaften mit, oder entsorgen diese an dafür vorgesehene Stellen. In Norwegen und Schweden gibt es unzählige davon. Die meisten Parkplätze haben Sanitärhäuschen, bei denen es sogar eine Entsorgungsstelle für Schmutzwasser und die Chemietoilette gibt. Manchmal muss man genauer danach schauen, denn häufig sind diese an der Rückseite der Gebäude angebracht. 
Auch wenn man durch das Jedermannsrecht auf privatem Grund zum Beispiel sein Zelt aufbauen darf, soll doch auch die Privatsphäre der Grundbesitzer geschützt werden. So muss man immer, ob mit Zelt oder Fahrzeug unterwegs, einen Mindestabstand von 150 Meter zum nächsten Wohngebäude einhalten. Möchte man länger als zwei Tage an der selben Stelle auf einem Privatgrundstück bleiben, sollte man den Besitzer um Erlaubnis bitten, denn das Jedermannsrecht gilt nur für zwei Nächte. Hier erfährst du alles Wissenswertes zum Jedermannsrecht in Norwegen und Schweden. 

Am Polarkreis in Norwegen 

Und schon ging die Fahrt wieder weiter, inzwischen schon Richtung Mo i Rana, einer Stadt mit etwa 26.000 Einwohnern. Sie liegt am Ranfjord und verbindet wichtige Verkehrsnetze, denn hier kreuzen sich die Europastraßen E6 und E12. Während sich die E6 weiter Richtung Süden schlängelt, führt die E12 nach Osten, Richtung Schweden. Durch Mo i Rana verläuft aber auch die Nordlandbahn, sie wird auch der Polarkreisexpress genannt. Diese Eisenbahnstrecke führt von Trondheim, über Mo i Rana, bis Bodø. Auf der Internetseite von visitnorway erfährst du mehr. Neben dem Straßen- und dem Schienennetz gibt es auch noch einen Flughafen, der einige Kilometer nördlich der Stadt am Fluss Langvassaga liegt. Vielleicht wird sich ja hier irgendwann einmal eine Möglichkeit für uns bieten, die Samiregion im Winter zu erleben. 

Mo i Rana liegt ca. 80 Kilometer südlich vom Polarkreis, an dem wir einen kurzen Stopp einlegten. Heute steht dort das Arctic Circle Center, ein interessantes Gebäude mit Souvenirladen und einer Auststellung, unter anderem mit ausgestopften Tieren, wie einem Elch und einem riesengroßen Eisbären. Das Center wurde 1990 eröffnet und es soll auch einen Kinoraum geben, in dem man sich einen informativen Film zum Thema Arktis anschauen kann. Das haben wir jedoch ausgelassen, denn es war schon wieder etwas spät am Nachmittag und es lagen noch ein paar Kilometer Strecke vor uns. 

Früher konnte man die Linie des Polarkreises nur durch ein paar Steinhaufen erkennen, die wir uns vor der Weiterfahrt auch noch kurz angesehen haben. Aber tatsächlich handelt es sich bei dem nördlichen und auch dem südlichen Polarkreis eigentlich nicht um wirklich festgelegte, sondern eher um gedachte Linien, die die Polargebiete rund um den Globus begrenzen. Zudem ‚wandern‘ die Polarkreise, das heißt sie verlagern sich durch die Änderung der Erdachsneigung um 14,5 Meter pro Jahr.

Nachdem wir die karge und doch recht öde Landschaft der Bergkette Saltfjellet hinter uns gelassen hatten, verbrachten wir die Nacht auf einem kleinen, am Ortsrand von Mo i Rana liegenden, Parkplatz.

Etwa 475 Kilometer Fahrtstrecke lagen bis Trondheim noch vor uns, deshalb gab es noch eine Übernachtung in Snåsa und einen Mittagsstopp an einem kleinen Motell mit Gasthaus. Während der bisherigen Reise hatten wir uns hauptsächlich selbst bekocht, aber nun wollten wir mal nie norwegische Küche kosten. Es gab ein ganz vorzügliches Oksesmåsteik – eine Art Rinderragout.  In Norwegen ist es übrigens gesetzlich vorgeschrieben, dass Rinder und auch Ziegen im Sommer eine bestimmte Zeit im Freien verbringen müssen. 

Trondheim – die drittgrößte Stadt Norwegens

Trondheim liegt am Trondheimfjord und wir waren total begeistert, dass es dort einen Stellplatz mit direktem Blick aufs Wasser gibt. Eigentlich handelt es sich auch hier mal wieder um einen einfachen Parkplatz, der aber sehr beliebt bei Campern ist. Einige andere Vans und Wohnmobile standen hier schon, als wir ankamen. Rückwärts eingeparkt konnten wir aus dem Auto heraus auf die kleine Insel Munkholmen, nach links Richtung Hafen und nach rechts Richtung Korsvika schauen. Korsvika ist ein Stadtteil von Trondheim und bekannt als Naherholungsgebiet mit schönen Wanderwegen und Badeplatz.  

Als drittgrößte Stadt Norwegens hat Trondheim mehr als 210.000 Einwohner. Für norwegische Verhältnisse ist das schon eine recht große Stadt. Vom Parkplatz aus erreicht man die Innenstadt zu Fuß in ca. 15 Minuten, das planten wir für den nächsten Tag. Den ersten Abend nutzten wir erst einmal zum Ausruhen und Runterkommen von der Fahrt. Dazu gönnten wir uns ausnahmsweise mal ein Schnäpschen. Hochprozentiges bekommt man in Norwegen allerdings nur in speziellen Geschäften, die Vinmonopolet heißen und staatlich sind. Hier bekommt man alkoholische Getränke mit mehr als 4,75 Volumenprozent Alkohol. Wir hatten uns mal auf die Suche nach solch einem Laden gemacht und fanden einen in einer Einkaufspassage. Da die Preise für Alkohol in Norwegen ganz schön saftig sind, entschieden wir uns für einen Blueberry Juniper – einen Blaubeervodka mit schmalen 21% – aus Finnland. Um noch einmal auf den Preis zu kommen, eine Flasche Jägermeiser zum Beispiel kostete zu dem Zeitpunkt dort 45 Euro. 

Wanderung durch Trondheim

Als erste Besonderheit auf unserm Weg in die Innenstadt fiel uns schon gleich im Hafen ein überdimensionales Fernrohr auf, welches hinaus auf den Fjord gerichtet ist. Hierbei handelt es sich um ein Kunstobjekt, dessen Aufschrift auf die technisch-naturwissenschaftliche Universität Norwegens hinweist, die die größte in Norwegen sein soll. 

Die Trondheimer scheinen auch kunstbegeistert zu sein. Neben verschiedenen Kunstmuseen gibt es dort auch eine Kunsthalle, diese haben wir uns nicht angesehen. Wir hatten schon viel Freude an den bemalten Gebäuden, an denen wir auf unserem Fußmarsch in die Stadt vorbeikamen. 

Der Tag in Trondheim hat uns wirklich begeistert. Wir waren sehr froh, wieder so einfach mit dem Rollstuhl unterwegs sein zu können. In der Natur ist das in Norwegen nicht so easy, denn bei den meisten Wanderwegen handelt es sich um schmale Pfade, die mit dem Rolli nur schlecht oder gar nicht bewältigt werden können. Aber in den Ortschaften und Städten kann man sich sehr gut mit dem Rollstuhl bewegen. Auch in Trondheim entdeckten wir wieder viele Geschäfte mit Rampen vor der Eingangstür. Daran könnte sich Deutschland mal ein Beispiel nehmen.

Trondheim ist überhaupt eine wunderschöne alte Hafenstadt, die ganz  besondere Sehenswürdigkeiten bietet. Wir hatten uns nicht vorbereitet, sondern ließen uns einfach durch die vielen Wegweiser durch die Stadt treiben.
Über das Flüsschen Nidelva, das durch Trondheim fließt, führt die sehr alte und berühmte Stadtbrücke ‚Gamle bybro‘. Diese schöne rote Holzbrücke gibt es seit 1681 und nach alten Überlieferungen soll es einem Glück bringen, wenn man darübergeht. Haben wir natürlich gemacht. Von dieser Brücke sieht sieht man auch schon die ebenso berühmten bunten Holzhäuser am Kanal. Hier kann man sogar mit dem Rolli auf einen kleinen Aussichtssteg fahren, von dem aus man einen noch besseren Ausblick hat. 

Wir fügen an dieser Stelle mal eine Gallerie ein, denn wir haben so viele schöne Fotos, dass wir uns nicht entscheiden können, welche wir zeigen möchten. Wische dich doch mal durch unser Eindrücke aus Trondheim. 

 

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Am Yachthafen wartete ein spektakuläres Erlebnis im Hafenpark. So wurde auf dem Werbeplakat für diese Theateraufführung im Wasser hingewiesen. Nachdem wir einige Minuten zugeschaut hatten, trieb es uns jedoch weiter durch die Stadt. Wir haben mal ein Video eingesetzt, so kann man besser verstehen, worum es bei dieser Aufführung ging.

Natürlich darf auch ein Besuch der großen, sehr alten Kathedrale, dem Nidarosdom nicht fehlen. Gerne hätten wir uns den imposanten Bau von innen angeschaut, aber leider standen wir um 14 Uhr vor der Pforte und um Punkt 14 Uhr beginnt die Mittagspause. Macht nichts. Irgendwann werden wir Trondheim noch einmal besuchen und dann holen wir das zu passender Uhrzeit nach. An diesem Tag noch einmal wiederzukommen kam für uns leider nicht mehr in Frage, denn nach einem sehr anstrengenden Aufstieg zur Festung Kristiansten, waren Sandy und ebenso der Rollstuhl vollkommen erschöpft. Von 1681 bis 1816 diente die Festung der Stadt Trondheim vor Angriffen aus dem Osten, zum Beispiel bei der Belagerung der Schweden im Jahre 1718.

Wieder bei Smilla angekommen, begrüßte uns auch noch mit lautem Hupen ein Schiff der Hurtigruten und zum Abschluss verabschiedete sich der erlebnisreiche Tag dann mit einem ganz romantischen Sonnenuntergang. 

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Auf dem Weg zur Atlantic Ocean Road

Nachdem wir Trondheim verlassen hatten, machten wir nach nur gut 60 Kilometer schon einen weiteren Stopp für zwei Tage. Wäschewaschen war mal wieder angesagt, und diesmal wollten wir uns den Luxus einer Waschmaschine gönnen. Bei park4night entdeckten wir Høgkjølen Fjellcamp – einen kleinen Bergcampingplatz, der nahe der E39 liegt. 

Inzwischen war Mitte September und der Platz kaum besetzt und so hatten wir fast schon die freie Auswahl für einen Stellplatz. Nur zwei weitere Camper parkten etwas weiter entfernt von uns und vor den kleinen Hütten, die man häufig in Norwegen buchen kann, sahen wir auch nur wenige Menschen. Nach dem doch eher trubeligen Trondheim war dieser Platz die reine Ruhe-Oase. 

Während die Waschmaschine unsere Arbeit erledigte, genossen wir genau diese Ruhe und die traumhafte Umgebung. Gleich neben unserem Stellplatz hatte man einen schönen Ausblick. Auf der einen Seite plätscherte ein kleiner Wasserlauf den Berg hinab und auf der anderen Seite führte ein schmaler Trampelpfad durch den Hügel. Dieser war ja nun so gar nicht rollstuhlgeeignet und so machte sich Sandy hier mal alleine auf den Weg die Umgebung zu erkunden und war so lieb ihren Spaziergang für mich in kleinen Videos festzuhalten, damit wir auch diese Eindrücke miteinander teilen können. 

Auf diesem Campingplatz konnten wir uns mal draußen breit machen, und das nutze Sandy um eine Außenküche der ganz einfachen Art aufzubauen. Gut, wenn man es beim Kochen gemütlich hat. Auch bei uns gibt es Arbeitsteilung – und der Spül lässt sich bequem im Rollstuhl erledigen. Dann war die frische Wäsche wieder verstaut und weiter ging die Fahrt Richtung Kristiansund. 

Kristiansund an der Westküste

Die lieben Betreiber des Campingplatzes hatten uns auf die Atlantic Straße aufmerksam gemacht. Dieses absolute Highlight wollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen, und so führte uns der weitere Weg erst einmal nach Kristiansund an der Westküste. Auf dieser Strecke konnten wir auch noch einmal das Fähre Fahren üben.

Die Stadt Kristiansund verteilt sich auf vier größere und noch einige kleinere Inseln. Wir fanden unseren Stellplatz für die Nacht im Stadteil Innlandet auf der kleinsten Insel von Kristiansund. Über eine Brücke erreicht man den kleinen Schotterplatz direkt am Wasser. Wir hatten Glück, als wir am Nachmittag ankamen, war noch niemand da und wir hatten die freie Auswahl an Stellfläche.

Mit dem Rolli nahmen wir auch den Weg über die Brücke in die Stadt, um uns das Hafengebiet anzuschauen. Hier genehmigten wir uns eine Portion Klippfisch mit Pommes – also Fish & Chips. Beim Klippfisch handelt es sich um Seefisch, der gesalzen und getrocknet wird. Viele kennen sicher auch den Stockfisch, dieser wird aber nur getrocknet, nicht gesaltzen. Zur Weiterverarbeitung wird der Fisch dann gewässert, dadurch wird er auch wieder saftig. Uns hat der Klippfisch, der wie der uns bekannte Backfisch in einer Panade ausgebacken wurde, sehr gut geschmeckt. Wenn er auch nur von einer kleinen Fischbude kam.

Besonders mit dem Rollstuhl muss man auch in Kristiansund an das hügelige Stadtgebiet denken. Denn wie wir schon einmal an der Zugspitze erfahren mussten, zieht eine Steigung auf der Fahrtstrecke das Akku des Rollstuhls unter Umständen sehr schnell leer. Du möchtest dir zu diesem Thema unseren Beitrag ansehen? Dann schau mal hier rein: Corona statt Barcelona – wie aus geplanten 6 Wochen 6 Tage wurden – Smilla – dasRolliReisemobil 

 

Die Atlantic Ocean Road

Von Kristiansund aus verläuft die Straße 64 zur Atlantic Ocean Road. Doch zuerst geht es in den über 5 Kilometer langen und 250 Meter tief im Meer liegenden Atlantic Tunnel. Früher fielen hier Mautgebühren an, doch diese wurden im Juli 2020 abgeschafft. Nach dem Tunnel fährt man noch einige Kilometer über Land, bevor es über die Brücken der Atlantik Straße geht. Diese wurde im Jahr 1989 fertiggestellt und ist 8 Kilometer lang.

Die Atlantic Ocean Road gilt als eine der schönsten Strecken der Welt. Da stimmen wir zu! Wir waren sogar so beeindruckt, dass wir gleich noch einmal ein Stück zurück gefahren sind, um uns mehr von dieser weltbekannten Strecke anzuschauen. Dazu haben wir zwei Stopps eingelegt und sind ein wenig mit dem Rollstuhl umhergerollt. Zum Glück war das Wetter richtig gut, denn in stürmischen Zeiten kann es passieren, dass die Wellen so hoch sind, dass sie über die Brücken schlagen. An dieser Stelle lassen wir einfach wieder ein paar Bilder sprechen…

 

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Sehenswürdigkeiten an der Atlantic Ocean Road

Norwegen ist Anglerland. Das sieht man auch an der Atlantik Straße. Hier gibt es spezielle Anglerstege, die auch mit dem Rollstuhl befahrbar sind. Und nicht nur das, es sind tatsächlich Rollstuhlparkplätze gekennzeichnet und extra Übergänge dafür angelegt. Den Anglersteg haben wir natürlich auch gleich getestet.

Obwohl uns fantastischer Sonnenschein und eine sehr ruhige See gegönnt war, konnten wir keine Wale und Robben sehen. Das ist tatsächlich möglich bei diesen Wetterverhältnissen. Bringe also viel Zeit und Geduld mit, vielleicht gelingt es dir ja.

Mit 23 Metern ist die Storseisundet Brücke die höchste der insgesamt acht Brücken. Es ist schon aufregend sich über die Höhen durch das Meer tragen zu lassen. Bevor wir die Atlantic Straße und auch die Küste verließen, machten wir noch einen Halt auf dem größten Rastplatz der Straße. Von hier aus führt ein Gitterpfad als Rundwanderweg um die Hügel am Meer vorbei. Wer noch etwas Verpflegung braucht, findet an dieser Stelle auch ein Kiosk und ein WC.

Und da wir uns schon wieder nicht für ein paar wenige Bilder entscheiden konnten, haben wir noch einmal eine Bildergalerie eingefügt.

 

Verma und Otta

In der Nähe des Dörfchens Verma verbrachten wir die anschließende Nacht in einer unfassbar schönen Natur. Zwischen Bergen an einem kleinen wilden Fluss, der auch Verma heißt, fanden wir einen sehr ruhigen Parkplatz zum Übernachten. Mit den überaus freundlichen Nachbarn fühlten wir uns hier gut aufgehoben.

Ab hier hatten wir beschlossen die norwegische Küste zu verlassen und Richtung Schweden zu fahren. Den Süden mit Bergen, Kristiansand und Oslo wollen wir uns dann bei der nächsten Norwegenreise anzusehen. In südöstlicher Richtung fuhren wir weiter nach Lillehammer. Doch eine Mittagspause muss ja immer sein und so genehmigten wir uns gut 100 Kilometer vor Lillehammer in dem kleinen Örtchen Otta ein kleines Mittagessen und Kaffee & Kuchen in einem niedlichen Café. 

Lillehammer – die Olympiastadt

Über die E6 folgten wir dem Fluss Lågen, an dem sich die Stadt Lillehammer erstreckt. Kurz vor Lillehammer erfüllte sich unser Wunsch, wir hatten unsere erste Elch Sichtung. Leider waren wir zu diesem Zeitpunkt noch auf der Autobahn unterwegs, weshalb es dazu keine Beweisfotos gibt, denn die drei Elche standen etwas weiter entfernt in einer Wiese. Ein weiteres Erlebnis mit einem Elch hatten wir später auch noch bei Göteborg. Dort bewegte sich das stolze Tier ziemlich nah vor unserer Nase, doch lief er tatsächlich direkt über die vierspurige Straße und wir waren einfach nur heilfroh, dass nichts schlimmes passiert ist und der Elch heil auf der anderen Seite angekommen war. Wie meist auch vorher schon, fanden wir auch in Lillehammer einen Stellplatz Nahe am Wasser. Folgt man dem Pfad durch den kleinen Park am Fluss, kommt man nach ca. zwei Kilometern in die Innenstadt. 

In Lillehammer wurden 1952 und 1994 ein Teil der olympischen Winterspiele ausgetragen. Zu diesem Thema gibt es das Norwegische Olympische Museum. Aber man entdeckt auch auf dem Weg durch die Stadt hier und da Erinnerungen an diese sportlichen Spektakel. 

Wir hatten uns aber dazu entschieden, das Freilichtmuseum Maihaugen zu besuchen. Das hat sich auch wirklich gelohnt. Auch im Rollstuhl sitzend kann man hier viel Interessantes entdecken. Das Museum wurde schon 1887 gegründet und man kann über 200 historische Gebäude bestaunen, darunter auch eine kleine Stabkirche. Der Stabbau ist ein Konstrukt aus senkrecht stehenden Pfeilern oder Masten, die die gesamte Dachfläche halten. Es gibt aber auch viele Tiere zu sehen, denn wie es in einem Freilichtmuseum oft üblich ist, wird auch hier das Leben auf historischen Bauernhöfen gezeigt.

Grenzübergang nach Schweden by night

Lange war nichts wirklich aufregendes passiert – das sollte sich auf dem Weg nach Schweden ändern. Die geplante Strecke sah einen kleinen Grenzübergang nach Schweden vor. Da wir uns im Freilichtmuseum ziemlich viel Zeit gelassen hatten, fuhren wir am Grenzbaum vor als es schon recht dunkel war. Und wie gesagt, es handelte sich um einen kleinen, sehr kleinen Ort, mitten in den norwegisch/schwedischen Wäldern. Und als wir da so mit Smilla vor der geschlossenen Schranke standen, erkannten wir, dass dieser Übergang für längere Zeit geschlossen war. Es half also alles nichts – wir mussten den Weg zur nächstgelegenen Grenze finden. Das war Dank Navi auch nicht so schwierig, doch die Fahrt durch die dunklen nächtlichen Wälder war schon etwas unheimlich. Wenn einem dann auch noch Erinnerungen aus dem ein und anderen schwedischen Krimi einfallen, kann man schonmal nervös werden. Was waren wir glücklich, als wir die schwedische Grenze passiert hatten und nach stundenlanger Fahrt wieder in der Zivilisation angekommen waren. Nach diesem Erlebnis blieben wir zwei Nächte in Malung um uns zu erholen. Und weil so viel Kopfarbeit auch viele Kalorien verbraucht, freuten wir uns, als wir auf dem weiteren Weg ein American Diner entdeckten. Nach dieser Pause waren dann alle Speicher wieder aufgefüllt und die rasante Fahrt ging weiter. 

 

An diesem Tag fuhren wir wieder bis in die Nacht hinein und zum Schlafen steuerten wir, wie schon auf dem Hinweg, den Stellplatz in der Nähe der Øresundbrücke in Malmö an. Der Parkplatz ist auch als Aussichtspunkt ausgewiesen. Bevor wir am nächsten Tag weiterfuhren, schauten wir uns diesen Aussichtspunkt etwas genauer an. Gleich neben dem Parkplatz befindet sich eine Halle, die Luftkastellet genannt wird – übersetzt bedeutet das Luftschloss. Dieses Gebäude kann man zum Beispiel für Events, Konferenzen oder Feiern mieten. Aus der Halle heraus hat man einen grandiosen Blick auf das Meer die Øresundbrücke. 

Unsere Aussicht von Smilla aus begeisterte uns aber auch schon sehr. Bei gutem Wetter kann man Dänemark erkennen und in nördliche Richtung blickt man nach Limhamn – einem Stadteil von Malmø – mit einem kleinen Hafengebiet und einem Campingplatz. Nachdem wir uns von der langen Nachtfahrt erholt hatten, fuhren wir weiter nach Dänemark. Außer einem Tankstopp machten wir, wie auch auf unserer Hinfahrt, keinen Halt. 

Doch was wir uns unbedingt anschauen wollten, ehe wir wieder Deutschland erreichten, war die Insel Rømø. 

Südstrand der Insel Rømø

Schon öfters hatten wir davon gehört, dass man auf Rømø mit dem Auto auf den Strand fahren darf. Das wollten wir uns jetzt unbedingt einmal ansehen. Über den Rømø-Damm fuhren wir also auf die Insel. Dieser Damm ist 9,2 Kilometer lang und ähnlich dem Hindenburgdamm, der nach Sylt führt. Er ist allerdings für Autos gebaut, während der Hindenburgdamm nur mit dem Zug befahrbar ist. Mit den Bauarbeiten für den Rømø-Damm wurde schon 1940begonnen, dieser konnte aber durch den zweiten Weltkrieg erst 1948 fertig gestellt werden. 

Während der Fahrt über die Insel entschieden wir uns für den Südstrand, denn wir hatten mitbekommen, dass an diesem Strandabschnitt weniger los sein soll. Nachdem wir uns getraut hatten, mit Smilla über den Sand zu rollen, suchten wir uns einen Platz zum Stehen. Hier genossen wir eine ausgiebige Pause, machten uns eine Kleinigkeit zu Essen und ließen die Eindrücke auf uns wirken. Über Nacht darf man dort nicht mit dem Auto stehen bleiben, deshalb ging die Fahrt am Abend weiter Richtung Deutschland. 

Auch in Deutschland gibt es eine einzige Möglichkeit an den Strand zu fahren, und diese gibt es in Sankt-Peter-Ording. Das haben wir dann auch noch ausprobiert – dazu werden wir aber in einem weiteren Artikel berichten. 

 

Am 25. September 2021 endete unsere Zeit in Skandinavien. Es waren so schöne und beeindruckende Wochen, dass wir von der Liebe auf den ersten Blick sprechen können. Es war auch sofort klar, dass wir bald wiederkommen wollen und das auch nicht nur einmal.

Die nächste Skandinavienreise ist schon geplant – für diesen Trip haben wir schon beschlossen, die Fähre zu nehmen.

Sei also gespannt darauf, wie es weitergeht.

 

Bis bald, bleib gesund…

Liebe Grüße

Michaela & Sandy