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Mit dem Elektrorollstuhl im Reisemobil ans Nordkap
Und dann war wieder August – nun in 2021 – das Coronavirus beschäftigte die Welt noch immer, aber immerhin war es zu diesem Zeitpunkt etwas leichter auf Reisen zu gehen. So beschlossen wir, recht spontan, uns Ende August auf den Weg zu machen, um diese etwas entspanntere Zeit zu nutzen.
Eigentlich wollten wir ja erst einmal die Spanienreise nachholen, doch diese Fahrt heben wir uns für den Winter auf. Da Skandinavien auch schon lange ein Traum von uns war, war das Ziel schnell festgelegt – ans Nordkap sollte es gehen.
So kurzentschlossen loszureisen, bedeutet aber auch wenig Vorbereitungszeit zu haben, was wiederum heißt wir hatten zum Beispiel kaum Informationen wie rollstuhlgeeignet unsere Tour sein würde, oder wo wir zum Beispiel die Gasflaschen tauschen, bzw. füllen lassen könnten.
Am 25. August machten wir uns also, mit dem Wichtigsten ausgestattet, auf den Weg und kamen nach 13 Tagen, am 6. September am Nordkap an. Der Hinweg führte über Dänemark, Schweden und Finnland nach Norwegen ans Nordkap, und durch Norwegen sollte es wieder zurück gehen. Aber fangen wir erst einmal von vorne an.
Wir waren uns einig, dass wir nur ca. 200 – 300 Kilometer am Tag fahren wollten, da es für keinen von uns zu anstrengend werden sollte. Das erste Etappenziel hieß deshalb Bremen. Hier kommt auch schon unsere beliebteste App ins Spiel, die von vielen Campern genutzt wird, und die auch wir absolut empfehlen können – die App Park4night . Über diese konnten wir während der gesamten Reise immer ein Plätzchen für die Nacht finden. Früher war die App teilweise kostenlos, jetzt haben wir 9,99 € für ein Jahr gezahlt.
Bremen und das Schnoor-Viertel
In Bremen war es ein kostenloser Parkplatz am Straßenrand, nahe der Weser und vor dem Wasserturm auf dem Werder, den wir uns ausgesucht hatten. Dieses Gebäude wird auch umgedrehte Kommode genannt, da die kleinen Türme ausschauen, wie die Beine einer alten Kommode.
Wir waren sehr zufrieden mit diesem Übernachtungsplatz, es war angenehm ruhig und die Innenstadt nur einen guten Kilometer entfernt, sodass wir gleich den Rolli rausholten und uns auf eine Erkundungstour machten. Endlich wollten wir uns nämlich mal Bremen und besonders das Schnoorviertel ansehen. Das ist der älteste Stadtteil Bremens und wie wir feststellten, absolut sehenswert. Aber auch die Innenstadt mit ihrer historischen Altstadt hat uns begeistert.
Die Bremer Stadtmusikanten sind natürlich ein Muss, hier haben wir uns eine Portion Glück für die Reise mitgenommen. Einfach die blanken Beine des Esels anfassen…und es läuft. Weitere Sehenswürdigkeiten sind auch das schmucke Rathaus und der Roland, die beide übrigens zum UNESCO Welterbe gehören. Wir haben uns auch noch den Bremer Dom, die Böttcherstraße und den Marktplatz angesehen, für mehr Sehenswürdigkeiten hat die Zeit dann leider nicht mehr gereicht. Aber so haben wir einen Grund wiederzukommen, es lohnt sich auf jeden Fall.
Nächster Stopp Flensburg
Von Bremen aus ging die Fahrt dann weiter nach Flensburg.
Die Stadt Flensburg bietet einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz am ehemaligen Industriehafen, also direkt am Wasser der Flensburger Förde. Obwohl es richtig voll wurde, hat es uns total gut gefallen. Nur wenige Kilometer entfernt bietet das Klärwerk eine Entsorgungsstation für Toilette und Schmutzwasser, und dies auch kostenlos. Diese Möglichkeit haben wir genutzt, bevor wir den Stellplatz angefahren sind.
Da wir uns Flensburg schon in den vergangenen Jahren mal angesehen hatten, beschlossen wir, nur die Umgebung des Stellplatzes zu erkunden. Vom Parkplatz aus gibt es einen sehr schönen Spazierweg, der am Wasser entlang zum Yachthafen führt. Genau das Richtige um sich ein wenig die Beine zu vertreten und frische Luft zu tanken. Schaut man über das Wasser, erblickt man ein schlossähnliches Gebäude, welches die Offiziersschule der Deutschen Marine beheimatet. Es wird auch das rote Schloss am Meer genannt und es sieht doch recht imposant aus.
Durch Dänemark über die Storebaeltbrücke
Am dritten Tag unserer Reise wollten wir dann etwas mehr Kilometer schaffen und am Abend einen Stellplatz bei Malmö in Schweden erreichen, weshalb wir uns gegen eine Übernachtung in Dänemark entschieden haben. Trotzdem war auch diese Fahrt ein tolles Erlebnis, allein schon wegen der drei Brücken, die zu überfahren sind, wenn man nicht mit der Fähre nach Schweden reisen möchte.
Die Strecke führte über die A7 von Flensburg aus zur dänischen Grenze bei Pattburg und von hier aus über die E45 bis Kolding in Dänemark. Ab hier ging es auf die E20 über die erste Brücke, die Lillebaeltbrücke, die auf die Insel Fünen führt und mautfrei genutzt werden kann. Fünen ist die drittgrößte Insel Dänemarks, und von dieser gelangt man über die Storebaeltbrücke auf die Insel Seeland. Bei der Storebaeltbrücke handelt es sich um die erste Brücke, für die auf dem Weg nach Schweden Mautgebühren anfallen. Wir haben für unseren Kastenwagen mit 6,20 Meter Länge insgesamt ca. 100 Euro für den Hin- und Rückweg bezahlt. Die Kreditkarte an der entsprechend gekennzeichneten Schranke am Ende der Brücke gezückt, lief das Bezahlen am Automaten super easy. Von weitem kann man schon das blaue Schild für Kreditkartenzahler erkennen und sich in die passende Reihe anstellen. Da wir nur zwei Fahrzeuge vor uns hatten, war das schnell erledigt. Doch vorher konnten wir die Fahrt über die ca. 13 Kilometer lange Brücke genießen, die auch noch über die sehr kleine Insel Spogö (1,54 qm) führt. Das Inselchen ist heute unbewohnt, doch aus früherer Zeit ist noch ein Gebäude erhalten, in dem in den Jahren 1923 bis 1961 „unangepasste Mädchen“ untergebracht waren. Hierzu gibt es einen Roman mit dem Titel „Verachtung“ von Jussi Adler-Olsen, der sich mit dem Geschehen in dieser psychiatrischen Anstalt auseinandersetzt. Sogar die Reste einer mittelalterlichen Burganlage und ein Leuchtturm sind auf der Brücke zu finden. Alles zusammen ein schönes Fotomotiv wie wir finden.
Über die Öresundbrücke nach Schweden
Über die größte dänische Insel Seeland geht es dann nach Kopenhagen, von hier aus führt die weltweit längste Schrägseilbrücke, die Öresundbrücke, zur schwedischen Stadt Malmö. Die Öresundbrücke ist knapp 8 Kilometer lang, oberhalb verläuft die vierspurige Autobahn und unterhalb führt eine Eisenbahnstrecke. Wir waren schon ganz schön beeindruckt von diesem Bauwerk. Auch hier gibt es am Ende der Brücke eine Mautstation, an der wir die anfallenden Mautgebühren für die Brückenüberfahrt mit der Kreditkarte bezahlt haben. Für Hin- und Rückfahrt waren es hier etwa 116 Euro.
Nach 345 Kilometern Fahrt von Flensburg aus durch Dänemark waren wir glücklich in Malmö einen Stellplatz für die Nacht gefunden zu haben. Er liegt gleich am Wasser und man hat einen tollen Blick auf die Öresundbrücke. Da es sich um einen Aussichtspunkt handelt, ist hier auch während der Nacht ganz schön viel los, von ruhigem Schlaf konnte hier wirklich nicht die Rede sein. Trotzdem ist es ein sehr schöner Platz mit einem wunderschönen Ausblick. Ein Stopp lohnt sich hier.
Erste Entsorgungsstation in Schweden
Nun konnte das Abenteuer Skandinavien so richtig beginnen. Von Malmö aus machten wir uns erst einmal auf die Suche nach einer Entsorgungsstelle. Nicht weit entfernt an einem kleinen Hafen sollte es solch eine Stelle geben, diese konnten wir aber trotz langer und ausgiebiger Suche nicht finden. Machte nix. Irgendwo würde sich schon etwas finden lassen und so war es dann auch. In der App Park4night konnten wir sehen, dass es weiter nördlich Richtung Göteborg eine Station zur Entsorgung geben sollte. Hier fanden wir auch tatsächlich eine Art der Entsorgung, die wir vorher und nachher so nie gesehen haben. Gullideckel rausziehen und einfach alles ins Loch im Boden schütten. Am nebenstehenden Häuschen konnten wir auch noch Frischwasser auftanken und die Reise konnte weitergehen. Einen Tipp haben wir noch, es ist hilfreich immer einen Vierkantschlüssel für den Wasseranschluss dabei zu haben. An dieser Zapfstelle war einer vorhanden, aber das ist eher selten der Fall.
Durch Schweden von der Nord- zur Ostsee
Ein Stückchen weiter nördlich fanden wir den nächsten Übernachtungsplatz und eine neue Möglichkeit online nach Stellplätzen zu suchen. Acamp.com bietet eine Plattform, um nach Campingplätzen in Schweden zu schauen und wenn man etwas passendes gefunden hat, kann man ganz bequem online buchen und bezahlen. Wir bekamen sogar noch einen Rabatt für die Erstbuchung und so hat uns diese Übernachtung gerade mal 5 Euro gekostet. Später haben wir diese Seite ein weiteres Mal genutzt und können sie absolut empfehlen. Dieser erste Platz in Eldsberga war super ruhig, der Hof war ziemlich verlassen, denn das große Gebäude wird für Tagungen genutzt und es war ja Coronazeit, weshalb hier wohl keine Veranstaltungen stattfanden. Als wir dort waren, war zumindest nichts los und selbst die Rehe waren tiefenentspannt. Wie noch so oft in den nächsten Wochen auf unserer Rundreise durch Skandinavien standen wir ganz allein.
Die Fahrt ging weiter Richtung Ostsee. Auf der E4 über Jönköping, am See Vättern vorbei, fuhren wir bis kurz vor Norrköping. Wieder konnten wir einen schönen Übernachtungsplatz auf einem abgelegen Bauernhof über acamp.com buchen. Der Ort heißt Skärblacka. Während der ganzen Reise konnten wir feststellen, dass die Skandinavier sehr freundliche Menschen sind, die stets bereit sind zu helfen, wo immer es auch geht.
Unser Problem liegt ja darin, eine möglichst ebenmäßige Stellfläche zu finden, damit wir die elektrische Rampe für den E-Rolli ausfahren können. Ist der Untergrund zu uneben, streikt diese nämlich gerne mal. Außerdem können wir manchen abschüssigen Weg nicht befahren, da uns durch die Rampe unterhalb des Autos ein Stück Bodenfreiheit fehlt.
Für die nette Hofbesitzerin war sofort klar, der große Traktor stand im Weg und so setzte sie ihn kurzerhand schnell weg. Und obwohl dies nicht der für Camper vorgesehene Platz war, ließ sie uns einfach dort stehen und so hatten wir einen idyllischen Blick auf Feld, Wald, Wiese und die Hühner.
Ruhiger kann man kaum schlafen. Okay, der Hahn war sehr früh auf den Beinen und teilte dies auch lautstark mit. Das war aber für uns kein Problem, denn wir wollten eh zügig weiterfahren, um schnell unser großes Ziel Nordkap zu erreichen.
Nächstes Ziel Galtström
Das nächste Ziel hieß Galtström. Die letzten Kilometer dorthin waren für unsere Verhältnisse schon etwas abenteuerlich. Man muss bedenken, dies war unsere erste Reise nach Skandinavien und wir waren bis dahin nur unsere schön ausgebauten Autobahnen und Nebenstraßen in Deutschland gewöhnt. Wir fuhren also ganz gemütlich über die E4 an der Ostküste entlang, kamen durch das wunderschöne Stockholm und machten dort am Stadtrand erste Einkaufserfahrungen in Schweden. Übrigens gab es zu dieser Zeit in Schweden keine Maskenpflicht in den Einkaufsläden und da immer ausreichend Platz um uns herum war, verzichteten wir in dieser Zeit auch darauf Masken zu tragen. Anschließend wurde es Zeit für eine Mittagsmahlzeit und so testeten wir mal das schwedische Burger-Restaurant Sibylla. Wie du auf den Fotos sehen kannst, hat es uns sehr gut geschmeckt. Nachdem unsere Mägen gefüllt waren, sollte auch noch der Tank von Smilla gefüllt werden. Da war es ganz praktisch, dass gleich gegenüber eine Tankstelle lag. Übers Bezahlen muss man sich in Schweden und Norwegen keine Gedanken machen, selbst das kleinste Päckchen Kaugummi oder das einzelne Brötchen kann problemlos mit der Kreditkarte bezahlt werden. Wir hatten uns vor der Reise zwei kostenlose Kreditkarten besorgt, eine über Barclay und eine über Advanzia, und wir sind absolut zufrieden damit.
So, nun drängte die Zeit aber, denn es war geplant, noch bei Tageslicht anzukommen. Man sollte doch ein wenig mehr Zeit für die Strecke einplanen, wenn man nur mit höchstens 90 km/h unterwegs ist. Zudem gibt es auch in Skandinavien häufiger mal Baustellen auf der Autobahn, die einen noch zusätzlich ausbremsen. Irgendwann führte uns das Navi dann von der Autobahn runter und ab dann wurde es interessant. Die Straße verlief zuerst kilometerweit durch die schwedischen Wälder, es wurde schon so langsam dämmrig. Die Sonne ging doch recht schnell unter und in dem sowieso schon dunklen Wald wurde es ein bisschen unheimlich. Immer weiter führte die Straße durch dichtes Waldgebiet, der Weg wurde immer schmaler, die Bäume rückten gefühlt immer näher und die Schlaglöcher wurden auch immer tiefer. Straße konnte man das nicht mehr nennen. Wir wurden ein wenig nervös. So richtig groß wurden unsere Augen aber, als wir ein Warnschild sahen, welches auf Bären in der Gegend hinwies. Björn heißt übersetzt nämlich Bär. Jetzt bloß nicht mit dem Auto liegenbleiben, dachten wir nur. Nachdem wir uns noch kurz verfahren hatten und in der Umgebung auch noch diesiger Nebel auf den Wiesen zwischen den dunklen Bäumen lag, wurden wir noch unruhiger. Aber es half nichts, allen Mut zusammengenommen und auf den richtigen Weg zurückgefunden, jubelten wir, als endlich wieder bewohnte Häuser zu sehen waren. Kurz vor dem Stellplatz entdeckten wir noch eine WC-Hütte, an der wir noch schnell ver- und entsorgen konnten. Puh, das wichtigste war geschafft.
Nun lagen nur noch wenige Kilometer vor uns und wir erreichten den direkt an der Ostee, am Bottnischen Meerbusen, gelegenen Stellplatz bei Galtström. Was waren wir froh, den letzten freien Platz in der Reihe der Wohnmobile bekommen zu haben. Zu unserer Überraschung waren wir am nächsten Morgen zum Frühstück aber ganz alleine dort, alle anderen hatten sich schon wieder auf den Weg gemacht. Da es nun so herrlich ruhig war, nutzen wir auch noch das traumhaft schöne Wetter, um mal zu entspannen.
Als Camper im Reisemobil gibt es aber auch immer was zu tun. Nach gewisser Zeit muss mal gefegt, staubgewischt und die Wäsche gemacht werden. Also hängten wir noch eine weitere Nacht dran, um diese Dinge zu erledigen.
Nachdem die Hausarbeit getan war, erkundeten wir die Umgebung. Das klappte auch mit dem Rollstuhl ganz gut.
Auf den umliegenden Wanderwegen kann man die Geschichte der Galtströmtrolle entdecken. Es geht um eine Trollfamilie, die aus den Eltern und drei Kindern bestand. Wie auch wir, fühlte sich die Familie in Galtström sehr wohl. Aber ein König wollte sie vertreiben, doch durch eine Quelle, die Wünsche erfüllen konnte, ließ sich die ganze Familie in Steine verwandeln und so kann sie bis heute in Form von großen Felsen bestaunt werden. Mit dieser Aktion vertrieben sie den König und seit dem Tag lebt das Volk in dieser Region in Freiheit. Wenn es uns auch sehr gut dort gefiel, soweit wollten wir dann doch nicht gehen. Am nächsten Morgen machten wir uns lieber auf die Weiterreise.
Högakustenbron – oder die hohe Küstenbrücke
Nach der kurzen aber erholsamen Zeit in Galtström, fuhren wir weiter an der Ostseeküste entlang. Dabei überquerten wir die Högakustenbron – die hohe Küstenbrücke. Die Umgebung war so beeindruckend, dass wir uns für einen frühen Mittagsstopp entschieden. Mit einer Gesamthöhe von 186 Meter ist diese Küstenbrücke das zweithöchste Bauwerk in Schweden und sie hat eine Gesamtlänge von 1867 Meter. Schauen wir das Foto jetzt an, sind wir noch immer ganz hin und weg.
Auf unserem weiteren Weg entdeckten wir einen Schwarm Kraniche bei der Mittagspause auf einem Feld. So nah hatten wir sie noch nie gesehen, deshalb hielten wir einfach mal frech am Straßenrand an und hörten ihrem Spektakel ein wenig zu, bevor wir unseren Übernachtungsplatz ansteuerten.
Über Holmsund nach Lulea
In der Nähe von Holmsund bei Umea, sollte es einen Wohnmobilstellplatz geben, den wir nach mal wieder längerer Suche nicht finden konnten. Er sollte sich im Hafengebiet befinden, aber anstatt auf einem Stellplatz, wären wir beinahe auf der Fähre nach Finnland gelandet. Zum Glück viel uns rechtzeitig auf, dass es bei der Autoschlange vor uns um wartende Fährreisende ging. Ups…das war ja nochmal gutgegangen. Da es noch nicht so spät am Tag war, konnten wir noch weiter schauen, welcher Platz der richtige für uns sein könnte. Am späten Nachmittag erreichten wir einen geschotterten Parkplatz an einem kleinen See. Hier wollten wir nur die Nacht verbringen und am nächsten Tag weiterfahren. Nach einem schnellen, aber ausgiebigen Frühstück auf den Vordersitzen rollten wir weiter an der Küste entlang. Übrigens nicht wundern, neben Warnschildern vor freilaufenden Bären, sieht man auch häufig Schilder, die vor querenden Jetski warnen. Für uns ist das ja doch eher ein ungewöhnliches Verkehrsschild.
Die folgende Nacht wurde dann unsere letzte an der Ostküste. Wir teilten uns mit ein paar wenigen anderen Wohnmobilen einen ruhigen und schön gelegenen Parkplatz nahe am Wasser. Bei unserer nächsten Tour durch Schweden zur sommerlicheren Zeit werden wir den Platz noch einmal anfahren und uns den Badestrand anschauen. Darauf freuen wir uns schon jetzt! Doch nun war unsere Zeit an der Ostsee erst einmal beendet. Ab hier nahmen wir die 97, die zur E45 führt und planten einen Besuch in Jokkmokk. Dieser Ort liegt in schwedisch Lappland, 8 Kilometer nördlich des Polarkreises.
Am Polarkreis bei Jokkmokk in Schwedisch Lappland
Am 3. September überfuhren wir den Polarkreis, was waren wir aufgeregt. Solch eine spannende, und wie schon gesagt, für uns abenteuerliche Reise hatten wir noch nie gemacht. Die Überquerung des Polarkreises war dabei die erste Krönung. Zuerst ging es über die E4 und dann über die 97 Richtung Jokkmokk. Wenige Kilometer südlich von Jokkmokk gibt es einen kleinen Rastplatz direkt am Polarkreis. Hier machten wir eine kurze Pause. Viel Spannendes gab es nicht zu entdecken, doch die Tatsache sich dort an der Grenze zum Polargebiet zu befinden, fühlte sich für uns schon wahnsinnig aufregend an.
Lappland – ein sehr großes Gebiet, welches sich über Schweden, Finnland, Norwegen und auch Russland erstreckt. Es gilt als die am wenigsten besiedelte Region in Europa, hier lebt das Volk der Samen, die Ureinwohner des nördlichen Skandinavien. Überall begegnen einem freilaufende Rentiere, neben und auch auf den Straßen, die den Samen gehören, denn viele der Samen leben von der Rentierzucht. Dazu später noch einmal mehr.
Jokkmokk – das Zentrum der Samen
Unser Stopp in Jokkmokk war eigentlich viel zu kurz, denn wir haben gar nicht viel gesehen. Aber immerhin konnten wir das Gebäude mit der Touristeninformation besuchen, da es eine große Rampe für Rollstuhlfahrer gab. Tatsächlich haben wir häufiger gesehen, dass auch kleinere Gebäude und Geschäfte eine Rampe am Eingang hatten.
Wie man auf den Fotos sieht, waren hier Anfang September schon winterliche Temperaturen angesagt und viel besser wurde es auf der weiteren Reise auch nicht mehr. Das Herumstreifen und Einkaufen in Jokkmokk hat trotzdem sehr viel Spaß gemacht und weil sich mal wieder der kleine Hunger bemerkbar machte, hatte es ein Päckchen Rentierwurst in unseren Einkaufskorb geschafft. Wir probieren immer gerne auch die landestypischen Lebensmittel. Das Thema Shopping vertagten wir aber auf ein anderes Mal, so blieben die hübschen Schuhe im Laden stehen.
Ein beeindruckendes Ereignis, welches wir uns zu gerne mal anschauen würden, ist der Wintermarkt in Jokkmokk. Seit 400 Jahren gibt es diesen Markt schon und wenn man sich vorstellt, dass dieser Ort mit ca. 3000 Einwohnern zu diesem Markt von etwa 400.000 Menschen besucht wird, kann man erahnen was an diesen Markttagen dort los ist. Leider trauen wir uns eine Winterfahrt durch Lappland bei möglichen -15 Grad und richtig viel Schnee mit unserer Smilla nicht zu. Außerdem würde das auch mit dem Elektrorollstuhl schwierig bis unmöglich sein. Sollte aber Jemand ein Tipp für uns haben, wie dieser Traum doch noch wahr werden kann, gerne her damit.
Gällivare – ein kleiner Ort an einem kleinen See
Nach Jokkmokk erreichten wir mal wieder einen etwas abgelegenen, aber wunderschönen Stellplatz in der Provinz Norrbottens län. Über die E45 gelangt man nach ca. 94 Kilometer hinter Jokkmokk in den Ort Gällivare. Vom Ort selbst haben wir so gut wie nichts gesehen, denn der Stellplatz liegt außerhalb an einem kleinen See. Mit Blick auf die Wasserflugzeuge konnten wir noch einmal zwei Tage entspannen und die Natur genießen. Und weil die Schweden das genau so gerne machen, befindet sich direkt am See auch ein ganz toll angelegter Platz zum Verweilen, Sport treiben und Musik machen. Natürlich darf hier auch ein Grillplatz nicht fehlen. Grillgut hatten wir nicht dabei, aber Sport geht ja auch immer und Sandy hat alles gegeben. Auch am Mischpult macht sie eine verdammt gute Figur, wie ich finde. Sogar die Bühne mit dem Mischpult hat eine Rampe, sodass auch ich mir das mal genauer anschauen konnte.
Da es zu Gällivare von uns nicht viel zu berichten gibt, außer dass es einen kleinen tierischen Besucher gab, lassen wir einfach mal ein paar mehr Fotos sprechen…
Dem Nordkap schon ganz nah
Nun war das Nordkap nicht mehr weit entfernt. Die Weiterfahrt ab Gällivare verlief über eine kurze Strecke durch Finnland, entlang der E45. Nach dem wir den nördlichen Zipfel Finnlands durchquert hatten (über die E8 und die 93 sind das ca. 100 Kilometer), verbrachten wir noch eine Nacht im norwegischen Kautokeino, von hier aus trennten uns nur noch etwa 365 Kilometer vom ganz großen Ziel.
Zunächst trafen wir noch auf Rentier- und kleine Schafherden, die es sich sogar mitten auf der Straße gemütlich gemacht hatten, doch je nördlicher wir kamen, umso ruhiger wurde es. Wir sahen kaum noch Tiere, kaum andere Fahrzeuge, und landschaftlich zeigte sich das Bild auch immer karger, jedoch wunderschön.
Die E45 führte noch bis zu dem Ort Alta. Hier füllten wir noch einmal Smillas Diesel- und den Frischwassertank auf, anschließend ging es über die E6 Richtung Zielgerade. Dann lag nach 13 Tagen Fahrtzeit das Nordkap vor uns.
Ein Traum ging in Erfüllung!
71° 10′ 21“ – Das Nordkap
Das Nordkap wird gerne als der nördlichste Punkt des europäischen Festlands bezeichnet, doch tatsächlich müsste es heißen: der nördlichste Besichtigungspunkt der über Autostraßen auf dem europäischen Festland erreicht werden kann.
Der nördlichste Punkt ist nämlich die Landspitze Knivskjellodden, die noch etwas westlicher vom Nordkap liegt. Diese Landspitze kann aber nur durch eine 24 Kilometer lange Wanderung zu Fuß erreicht werden. Das ist nicht für jeden etwas. und so sind wir auf jeden Fall froh, dass es das Nordkap gibt.
Beim Nordkap handelt es sich um ein Schieferplateau auf ca. 300 Metern Höhe, das auf der norwegischen Insel Mageroya liegt. Die Insel, und damit auch das Nordkap, ist seit 1999 auch durch den Nordkaptunnel zu erreichen.
Bei unserem Eintreffen standen ungefähr 10-15 andere Fahrzeuge auf dem Parkplatz auf der Klippe und es gab noch reichlich Platz für unsere Smilla, von dem aus wir sogar das Meer sehen konnten. Wir beschlossen an diesem besonderen Ort wieder zwei Nächte zu bleiben.
Für die rund 200.000 jährlichen Besucher wurde auch ein Sanitärhäuschen errichtet, denn neben den Kreuzfahrern, die mit den Hurtigrouten-Schiffen ankommen, finden auch Leute mit PKW, Motorrädern und selbst auf Fahrrädern den Weg zum Nordkap.
Mit dem Rolli und dick eingepackt drehten wir erst einmal eine Runde um uns umzusehen und den großen Globus zu bestaunen. Dieser besteht aus Stahl und wurde 1978 als Wahrzeichen des Nordkaps aufgestellt.
Es gibt dort auch noch ein weiteres großes Denkmal, welches aus 7 großen kreisrunden Steingebilden und der “Mutter mit Kind“ besteht. Bezeichnet wird dieses Kunstwerk als “Kinder der Erde“. Die 7 Steinreliefs stehen für die Kinder der 7 Kontinente. Die Mutter mit Kind steht davor und das Kind zeigt auf die runden Steingebilde.
Jedes Jahr im Juni kommen einheimische Kinder hierher um die Werte Freundschaft, Zusammenhalt, Hoffnung und Freude über die Grenzen hinweg zu feiern. 7 Kinder die aus Tansania, Brasilien, Japan, Thailand, Italien, der Sowjetunion und den USA stammten, erschufen im Juni 1988 die Vorlage für dieses Denkmal. An dieser Stelle wird zudem seit 1989 ein Preis vergeben, der die Unterstützung von Kindern auf der ganzen Welt ehrt.
Am nächsten Tag inspizierten wir die Nordkaphalle, in der man unter anderem einen Souvenirladen, ein Restauran und ein kleines Café findet. Nachdem wir unsere Urlaubspost gleich dort in den nördlichsten Briefkasten auf dem europäischen Festland geworfen hatten, gönnten wir uns einen kleinen Snack mit Blick auf das Eismeer.
Aufregend, wenn man bedenkt, würde man sich noch 2100 Kilometer weiter Richtung Norden bewegen, stünde man am Nordpol.
Für die folgende Nacht wurde über die Polarlicht App die Möglichkeit angesagt, Nordlichter am Himmel zu sehen. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, also zogen wir uns alles an, was wir an Winterbekleidung dabei hatten. Über Tag war es zwar sehr schön sonnig, dafür aber eiskalt und in der Nacht noch viel eisiger, was uns aber nicht davon abhalten sollte, auf die Jagd nach den spektakulären Lichtphänomenen zu machen. Gegen 23:30 entflohen wir nach ca. einer Stunde dem eiskalten Meereswind in die kuschelig warme Smilla. Ein paar Fotos der Aurora borealis, so werden die Nordlichter wissenschaftlich genannt, konnten wir einfangen und so sanken wir glücklich ins warme Bett.
Nicht alles was es am Nordkap zu sehen gibt, haben wir besichtigt, aber so haben wir wenigstens auch hier einen Grund noch einmal wiederzukommen. Am 8. September ging die Fahrt dann weiter, erst einmal zurück bis Alta und dann an der norwegischen Küste entlang gen Süden.
Bald geht es weiter mit unserem Bericht zum Roadtrip durch Skandinavien.
Sei gespannt!
Bis dahin, bleib gesund…
Liebe Grüße
Michaela & Sandy
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