Scharbeutz – Ein Lieblingsort an der Ostsee
August 2020 – nach mittlerweile einigen Monaten, in denen uns Corona begleitet, haben wir uns mal wieder mit Smilla auf die Reise Richtung Norden gemacht. Die Fahrt führte uns erst einmal nach Bad Bevensen. Die niedersächsische, beschauliche Kleinstadt im Landkreis Uelzen liegt am Flüsschen Ilmenau, einem Nebenfluss der Elbe, und ist sogar ein Kurort. Da wir hier einen Termin für den Selbsthilfeverein hatten, waren wir für das Wochenende in einem Hotel untergebracht – dem Heidehotel Bad Bevensen.
Ursprünglich war für dieses Treffen die Jugendherberge Lüneburg geplant, aber leider war diese nicht so barrierefrei wie es für uns nötig gewesen wäre. Schade – hatten wir uns doch schon so sehr auf Lüneburg gefreut. Wir werden aber auf jeden Fall später noch einmal hinfahren, genügend Campingplätze gibt es in der Umgebung ja auch.
Jetzt noch einmal zurück zum Heidehotel Bad Bevensen. Es hat uns total begeistert und wir haben uns extrem wohl gefühlt. Barrierefreiheit wird hier ganz großgeschrieben und das Hygienekonzept stimmte auch. Das Hotel gehört übrigens zur Fürst Donnersmarck-Stiftung, diese ist gemeinnützig und unterstützt Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderungen. Eine tolle Sache wie wir finden, denn Inklusion ist so wichtig und sollte noch viel mehr gelebt werden!
Dank des schönen Wetters konnten wir den ganzen Tag draußen verbringen, das heißt wir konnten draußen unsere Speisen einnehmen und auch unsere Besprechungen abhalten. Welch ein Glück. Ist ja zu Coronazeiten auch das Beste, was man machen kann, sich im Freien aufhalten.
Nach getaner Arbeit kommt ja bekanntlich auch das Vergnügen. Dazu machten wir uns alle gemeinsam auf den Weg, natürlich immer mit genügend Abstand, ins Zentrum von Bad Bevensen. Zu Fuß, bzw. mit Rollstuhl, liegt die Innenstadt ca. 1,5 Kilometer vom Hotel entfernt. Sehr schön ist der Weg an der Jod-Sole-Therme vorbei durch den Kurpark. Kurz vor der Fußgängerzone erreicht man den Neptunbrunnen – hier am sprudelnden Wasser eine Pause einzulegen wirkt richtig erfrischend. Anschließend führt eine kleine Brücke über die Ilmenau ins Zentrum. Hübsche kleine Läden verführen hier zum Shoppen. Da wir aber am Freitagabend recht spät unterwegs waren, hatten die meisten Geschäfte schon geschlossen.
Am Samstagnachmittag waren wir dann noch einmal unterwegs und machten den Kurpark unsicher. Entlang der Ilmenau ist der Park angelegt und eignet sich hervorragend zum Entspannen. Schau mal hier.
Hier kannst du neben dem Neptunbrunnen und dem Kneippbecken noch einiges andere entdecken.
Zum Schluss belohnten wir uns noch alle mit einem Eis in einem kleinen idyllischen Hofcafé – lecker und gemütlich wars.
Direkt am Elbe-Seitenkanal in Bad Bevensen liegt auch ein Wohnmobil-Stellplatz. Ca. 20 Fahrzeuge finden hier Platz. Die Stellplatzgebühr beträgt 5,40 Euro/Nacht, hinzu kommt noch ein Gästebeitrag von 3,00 Euro/Person. Es gibt eine Anlage für die Wasserver- und -entsorgung und auch eine Stromversorgung ist möglich. Hierfür solltest du dir ein paar 1-Euro-Stücke bereithalten. Die Gebühr kannst du am Automaten am Platz oder bei der Tourist-Information bezahlen.
Den Platz findest du an folgender Adresse:
Am Waagekai, 29549 Bad Bevensen
Am Sonntag war das kleine Vereinstreffen dann beendet und so sind wir mit Smilla nach dem Frühstück noch auf einen Parkplatz in der Heide gefahren, um uns endlich einmal die blühende Heide anzuschauen. Wenn du dir das auch mal ansehen möchtest, die blühende Heide kannst du von Anfang August bis Anfang September bestaunen. Der Parkplatz liegt südlich von Bad Bevensen in der Klein Bünstorfer Heide, nur ca. 3,5 Kilometer vom Heidehotel entfernt. Vom Stellplatz aus sind es sogar nur ca. 2,5 Kilometer. Die Strecke eignet sich also auch gut für eine Wanderung oder für eine Radtour.
Mit dem Elektrorolli war der Weg vom Parkplatz aus durch den Wald einigermaßen gut zu bewältigen. Mit einem Aktiv-Rollstuhl wird es sicher schwieriger, da der Boden zum Teil sehr sandig weich ist. Aber es lohnt sich! Neben der wunderschön blühenden Heide gibt es hier noch 59 Hügelgräber zu besichtigen. Diese sind Grabstätten aus der Jungstein- und der Bronzezeit. Nach entsprechenden Untersuchungen wurden sie der Zeit von 1700 – 1200 vor Chr. zugeordnet. Hier kannst du noch mehr darüber erfahren.
Möchtest du eine kleine Radtour machen? Dann gibt es auch noch einen 25 Kilometer langen Rundweg, über den du die Addenstorfer Heide und auch andere Dörfer der Gegend entdecken kannst.
Von der Klein Bünstorfer Heide aus machten wir uns über die Landstraßen auf den Weg an die Ostsee. Unser Ziel hieß Scharbeutz. Das liegt in der Lübecker Bucht, gleich neben Timmendorfer Strand.
Das Navi führte uns erst über Lauenburg an der Elbe und dann über Lübeck ans Meer. Wir sind ganz begeistert von der Über-Land-Fahrt, ist es doch so viel ruhiger und entspannter als über die Autobahn zu düsen. Außerdem bekommt man viel mehr zu sehen. Schöne Landschaften und bezaubernde Dörfchen liegen auf dem Weg, die man sonst gar nicht zu sehen bekäme. Schließlich heißt es ja so schön, der Weg ist das Ziel.
Nach 127 Kilometern erreichten wir Scharbeutz und den schon vorher gebuchten Campingplatz Neptun. Hier bezogen wir den uns zugewiesenen Stellplatz. Richtig nett war vom Betreiber, dass er uns einen besonders großen Platz ausgesucht und reserviert hatte, nachdem wir uns schon mit Rollstuhl und elektrischer Rampe angekündigt hatten. Wir haben uns gleich in den Platz verliebt und uns auch sehr wohlgefühlt. Die Sanitäranlagen können wir allerdings nicht beurteilen, denn um uns vor Corona zu schützen, war von vornherein klar, dass wir ausschließlich unsere Sanitäreinrichtungen in Smilla nutzen würden. Das klappt auch wirklich hervorragend. Hier kannst dir anschauen, wie das Bad in Smilla eingerichtet ist.
Gleich gegenüber der Campingplatzausfahrt gibt es einen Strandübergang. Uns wurde aber ein Übergang empfohlen, der nur ca. 150 Meter weiter entfernt ist. Dort kommt man sehr gut mit dem Rollstuhl über die Düne und der Holzsteg führt sogar bis fast ans Meer. Eine perfekte Möglichkeit auch mit dem Rollstuhl mal den ganzen Tag am Meer zu verbringen. Da wir auch unsere Poolnudeln eingepackt hatten, war es sogar machbar in den Wellen zu planschen. Dieser schöne Strandübergang liegt kurz vor dem Örtchen Haffkrug. Das Dörfchen gehört zur Gemeinde Scharbeutz. Hier findest du auch ein paar Strandshops, Restaurants und Fischbuden in unmittelbarer Nähe. Damit ist während eines chilligen Strandtages fürs leibliche Wohl gesorgt und du kannst den Tag am Meer einfach nur genießen.
Du möchtest dich zwischendurch ein wenig sportlich auspowern? Dann bist du an diesem Strandübergang genau richtig. Zur linken Seite des Holzsteges sind zwei Flächen für Beachsoccer und Beachvolleyball gekennzeichnet und mit Netzen ausgestattet. Schau mal, hier findest du viele weitere Informationen, z.B. auch zu den Hundestränden.
An Scharbeutz hat uns total begeistert, dass die gesamte Strandmeile ebenerdig gepflastert und somit super mit dem Rollstuhl befahrbar ist. Außerdem hat man fast auf der gesamten Strecke einen Blick auf das Meer.
Es gibt auch mehrere Toilettenhäuschen am Weg, mit Wickelraum und behindertengerechten WC, für diese benötigst du allerdings den Euroschlüssel, den kannst du im Internet bestellen. Anspruch auf den Schlüssel hast du, wenn du z.B. einen Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 70 und das Merkzeichen G hast, oder eines der Merkzeichen aG, B, H, oder BI. Aber auch andere Menschen mit bestimmten Erkrankungen oder Einschränkungen können den Euroschlüssel beantragen. Hier kannst du genaueres dazu erfahren. Bestellen kannst du den Schlüssel für 23,00 Euro beim Club Behinderter und ihrer Freunde in Darmstadt und Umgebung e.V.
Nachdem wir den Strand und die Promenade erkundet hatten, machten wir uns mit unseren Rädern auf den Weg das Umland zu entdecken.
Du hast kein eigenes Rad oder möchtest es nicht mitschleppen? Kein Problem! Du kannst dir ein Fahrrad leihen und damit auch an geführten Touren teilnehmen.
Wir hatten uns als Ziel einen kleinen Bauernladen, den Hofladen Lindenhof in Ratekau/Techau ausgesucht, um uns mit ein paar besonderen Leckereien zu versorgen. Die Familie Broosch vertreibt hier regionale Lebensmittel direkt vom Erzeuger. Unter anderem findest du hier Obst, Gemüse, Wurst- und Fleischwaren, verschiedene Käsesorten und Frischmilch im Angebot. Die Radtour war wunderschön und Dank Navigation war das Lädchen gut zu finden. Unsere Fahrradtaschen waren schnell gefüllt und die Räder rollten auf der Rückfahrt fast von alleine Richtung Campingplatz. War ja jetzt ein feines Abendessen gesichert.
Landschaftlich am schönsten war für uns aber die Tour entlang der Küste, besonders in Richtung Timmendorfer Strand und Niendorf. Immer wieder konnten wir hier den Blick aufs Meer genießen. In Niendorf haben wir uns richtig verliebt. Hier war es, nach unserem Geschmack, nicht so überfüllt wie in Timmendorfer Strand und man konnte den kleinen Hafen in Ruhe genießen. Wir können einen Besuch von Niendorf absolut empfehlen.
Nach sieben Tagen, die wir in und um Scharbeutz verbrachten, ging die Fahrt noch nicht nach Hause, sondern nach Hamburg. Nach einer gemütlichen Fahrt über Land kamen wir hier in der Mittagszeit am Wohnmobilhafen Hamburg an und hatten das Glück uns ein schönes schattiges Plätzchen aussuchen zu können. Zwar standen wir unterhalb der S-Bahn-Brücke, aber das war für uns kein Problem. Da wir tagsüber immer unterwegs waren, fielen wir abends ziemlich erschöpft ins Bett und konnten prima schlafen.
Der Stellplatz liegt im Stadtteil Hammberbrook und dank guter Verkehrsanbindung kommt man schnell in die Innenstadt. Eine Bushaltestelle und auch die S-Bahn-Station ist fußläufig nur ca. 2 Minuten entfernt, aber die Strecke in die Innenstadt lässt sich auch gut zu Fuß bewältigen, der Elektrorollstuhl muss allerdings voll geladen sein, denn es kommen ein paar Kilometer zusammen. Bis zu den Landungsbrücken sind es zum Beispiel ca. 4 Kilometer.
Auf diesen Weg haben wir uns gleich gemacht und haben uns mal den Alten Elbtunnel angeschaut. Der Eingang zum Tunnel liegt am Ende der Landungsbrücken, man kann über verschiedene Aufzüge zu Fuß, mit dem Rollstuhl oder mit dem Rad hinunterfahren.
Der erstmalig 1911 eröffnete Tunnel ist eine Unterführung der Norderelbe und verbindet die Landungsbrücken mit dem Hafengebiet Steinwerder auf der anderen Seite der Elbe. Da das Akku des Rollstuhls schon zur Hälfte leergefahren war, entschieden wir uns gegen die Besichtigung des Hafens in Steinwerder. Das werden wir bei der nächsten Hamburgreise aber nachholen, denn es soll hier einen schönen Aussichtspunkt mit Blick auf die Landungsbrücken geben. Aber allein der Spaziergang durch den Tunnel war schon ein Erlebnis. Nachdem wir mit einem der großen Lastenaufzüge, die ursprünglich für Pferdekutschen und Fahrzeuge eingesetzt wurden, hinabgefahren sind, schlenderten wir durch den 426,5 Meter langen Tunnel. Dieser wurde über achteinhalb Jahre lang nach historischem Vorbild saniert und richtig hübsch anzusehen sind die mit verschiedenen Reliefs verzierten Kacheln die im Licht der alten restaurierten Lampen schimmern. Wenn du den Alten Elbtunnel noch nicht kennst, solltest du ihn dir unbedingt einmal ansehen.
Am nächsten Morgen gönnten wir uns ein leckeres Frühstück in einem bezaubernden kleinen Café, nahe des Stellplatzes, auf der Hammerbrookstraße. Das Maya ist eine Kaffeerösterei, für die Qualität, soziales Engagement und faire Bezahlung an erster Stelle stehen. Schau mal auf die Website Maya – Kaffeerösterei, dort findest du genauere Informationen und einen Shop, in dem du tolle Bio-Kaffee-Sorten bestellen kannst. Das Café ist sehr gemütlich eingerichtet und durch große Fensterscheiben kann man sogar die Röstanlage sehen. Das Personal ist freundlich und super nett und nicht zuletzt wegen des tollen Geschmacks von Kaffee und Brötchen haben wir uns hier richtig wohlgefühlt. Wir werden wiederkommen!
Noch zur Erklärung: In Corona-Zeiten dienen die ausgestopften Kaffeesäcke als Abstandshalter – coole Idee.
Nach einem Termin in der Gegend kamen wir auf dem Rückweg zu Smilla an einem kleinen Markt vorbei, genauer gesagt am Schwabenplatz in der Nähe der S-Bahnstation Hammerbrook. Montags und mittwochs werden hier in der Zeit zwischen 10 und 14:30 Uhr verschiedene Speisen angeboten, zum Beispiel mediterrane, asiatische oder auch leckere Hausmannskost. Aber auch frisches Obst und Gemüse findst du hier. Die kleine Mittagspause kam genau richtig und es hat uns hervorragend geschmeckt.
Leider verging die Zeit an den zwei Tagen in Hamburg auch viel zu schnell – aber so freut man sich dann gleich wieder auf den nächsten Besuch.
Zum Schluss möchten wir noch ein paar Eindrücke mit dir teilen…
Wir wünschen uns für alle viel Gesundheit und dass die Zeiten bald besser werden!
Liebe Grüße
Sandy & Michaela
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