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Corona statt Barcelona – wie aus geplanten 6 Wochen 6 Tage wurden

Unsere ungeplante Heimreise nach nur 6 Tagen ist nun schon eine Weile her und nach den ersten Tagen der Aufregung rund um das Thema Coronavirus kehrt nun ein wenig Ruhe ein, in unseren Köpfen, in unserem Zuhause, in dieser Situation.

So haben wir uns jetzt einmal die Zeit genommen über unsere Kurzreise und die für uns doch aufregenden Erlebnisse zu berichten.

Fangen wir mal damit an zu erzählen, was wir so vor hatten. Geplant war unsere erste richtige und lange Reise mit Smilla, die uns erst einmal nach Erding bei München und dann über die Schweiz und Frankreich nach Spanien führen sollte. Als vorläufiges Endziel war Mataró bei Barcelona angedacht. Im Internet hatten wir uns einen schönen Campingplatz, direkt am Meer gelegen, ausgesucht. Hier wollten wir die ersten Tage genießen und entspannen und dabei planen, wie es weitergehen sollte. Schließlich hätten wir ja viel Zeit gehabt, denn geplant war, dass wir erst nach insgesamt sechs Wochen wieder nach Hause fahren wollten. Als wir uns auf den Weg nach München machten, ahnten wir noch nichts davon, dass die lange und mit großer Vorfreude geplante Reise schon so schnell Zuhause enden würde. 

An einem Donnerstag ging die Fahrt dann also los Richtung Erding. Hier hatten wir am Freitag den 13. einen Termin bei der Firma autarker.de, um in Smilla einen Wechselrichter einbauen zu lassen. Im Januar waren wir bei der Messe CMT in Stuttgart schon am Stand von autarker.de gewesen und haben eine tolle Beratung zu diesem Thema bekommen. Genaueres über unseren Besuch bei der CMT kannst du hier nachlesen.

Einen Pausen-Stopp gab es auf dem Weg in Fatschenbrunn, das ist ein beschauliches Örtchen in der Nähe von Bamberg. Freunde hatten uns eingeladen bei ihnen einen Mittag-Snack einzunehmen. Dieser Einladung sind wir natürlich gerne nachgekommen. Hier machte sich dann das Coronavirus auch schon bemerkbar. Und zwar in dem Sinn, dass die Firma der Familie, ein Unternehmen für Medizinwaren , auch schon mit Engpässen zu kämpfen hatte. Zu diesem Zeitpunkt wurden nämlich schon reichlich medizinische Mundschutzmasken und Desinfektionsmittel bestellt. Es wurde schon langsam deutlich, dass unser Urlaub nicht wie geplant verlaufen würde. Trotzdem machten wir uns noch mit guter Laune und Urlaubsstimmung auf den Weg Richtung München.

Am Abend haben wir dann Erding erreicht und die Möglichkeit genutzt, auf dem Firmengelände von autarker.de zu übernachten. In der Nähe, bei der Therme Erding, gibt es auch einen gebührenpflichtigen Stellplatz, schau mal hier: wohnmobilpark-erding.de. 55 Stellplätze stehen zur Verfügung, mit Stromanschluss, Entsorgungsmöglichkeit und sogar Duschen und WC. Da wir aber für morgens um neun Uhr einen Termin hatten, war es für uns sehr praktisch direkt vor der Tür und somit auch pünktlich auf der Matte stehen zu können.

Übernachtungsplatz auf dem Privatgelände von autarker.de  –  Foto: Sandy Panus

Einbau des Wechselrichters

Zuerst möchten wir uns beim gesamten Team von autarker.de ganz herzlich bedanken! Die Mitarbeiter haben sich so extrem viel Mühe gegeben, den Wechselrichter so unauffällig in Smilla unterzubringen, dass er erst einmal nicht sichtbar ist. Und das, obwohl in unserem Technikraum unter dem Bett, wo sich auch noch der Frischwassertank, die Heizung und die Stromversorgung befinden, eigentlich kein Platz mehr vorhanden war. Aber in einer ca. 7-stündigen und komplizierten Operation haben sie es geschafft, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen. Dafür haben dann allerdings sämtliche Mitarbeiter Überstunden schieben müssen. Noch einmal vielen Dank für die Mühe, den Einsatz, die Freundlichkeit und die professionelle Arbeit. Wir sind total begeistert und glücklich mit dem Ergebnis!

Ziel war es nämlich, während der Fahrt den Elektrorollstuhl aufladen zu können und das funktioniert jetzt einwandfrei. Eingebaut wurde ein Votronic MobilPower 1200 W Sinus Wechselrichter, über den wir 230V-Verbraucher anschließen können. Da wir an der Stelle unter dem Bett, wo das Gerät verbaut wurde, den Stecker des Rollstuhls oder eines anderen Gerätes nicht einstecken können, wurde noch zusätzlich eine Steckdose außen am Bett angebracht. Das passt perfekt, denn da der Rollstuhl während der Fahrt im Gang vor dem Bett steht, können wir dort das Ladegerät prima anschließen. Wir müssen natürlich beachten, dass wir den Rollstuhl nicht vollständig entladen, denn dann würde das Aufladen des Akkus zu lange dauern. Wir werden weiter über unsere Erfahrungen berichten.

Wechselrichter unter dem Lattenrost verbaut  –  Foto: Michaela Treiber

Wechselrichter unter dem Lattenrost verbaut  –  Foto: Michaela Treiber

Steckdose und Bedienungstafel zum Wechselrichter   –  Foto: Michaela Treiber

Adiós Barcelona 

Nachdem dieser aufwändige Einbau geschafft war, mussten wir uns Gedanken machen, wie unsere Reise weitergehen könnte. Eine Weiterfahrt Richtung Spanien kam für uns schon nicht mehr in Frage. Obwohl die Grenzen zu diesem Zeitpunkt noch offen waren, wollten wir es dann doch nicht riskieren am Ende in Spanien hängen zubleiben. Denn es war zu erkennen, dass sich die Lage zu einer Krise entwickeln würde. Nun waren wir aber schon einmal so weit gefahren und seit längerer Zeit hatten wir den Wunsch mal wieder die Berge zu sehen. So kamen wir auf die Idee nach Garmisch-Partenkirchen weiter zu fahren und noch ein paar Tage Entspannung zu genießen.

Richtung Garmisch-Partenkirchen – die ersten Berge sind zu sehen  –  Foto: Sandy Panus

Grainau – ein Zugspitzdorf  

Am Samstag ging die Fahrt also weiter und endete in Grainau, einem Dorf an der Zugspitze und nur wenige Kilometer hinter Garmisch-Partenkirchen gelegen. Auf zwei Campingplätzen kann man es sich richtig gut gehen lassen:

–  Campingerlebnis Zugspitze mit Wohnmobilhafen und
–  Campingresort Zugspitze 

Campingerlebnis Zugspitze ist ein Drei-Sterne-Campingplatz, der direkt am Flüsschen Loisach liegt. Zu diesem Gelände gehört auch ein Wohnmobilhafen und man kann auch im Zelt oder in Schlaffässern übernachten. Von hier aus kannst du wunderschöne Wanderungen machen, z.B. zum Eibsee an der Zugspitze, dem mit 2962 Metern höchsten Berg Deutschlands.

Gleich gegenüber liegt der 5-Sterne-Platz Campingresort Zugspitze. Dieser ist schon deshalb besser für Rollstuhlfahrer und bewegungseingeschränkte Menschen geeignet, da er über einen behindertengerechten Dusch- und WC-Bereich verfügt.

Egal für welchen Platz du dich entscheidest, beide Plätze sind sehr sauber und auch modern ausgestattet. Besonders beeindruckt hat uns, dass an jeder Stromsäule eine Entsorgungsstation für die Chemietoilette integriert ist. Die Entsorgungsstation für Schmutzwasser ist großzügig und praktisch angelegt, so dass man sehr bequem mit dem Reise- oder Wohnmobil anfahren und das Wasser ablassen kann.

In Grainau angekommen  –  Foto: Michaela Treiber

Stromsäule mit integrierter Entsorgungsstation für die Chemietoilette
Foto: Sandy Panus

Entsorgungsstation für Grauwasser  –  Foto: Sandy Panus

Platz gefunden

Als wir in Grainau ankamen, war Corona zwar schon ein Thema aber es gab noch keine Einschränkungen. Nachdem wir uns einen schönen Platz ausgesucht hatten, machten wir uns auf den Weg ins Dörfchen, um uns um zusehen und ein paar Lebensmittel einzukaufen. Aber auch am Campingplatz direkt gibt es einen Supermarkt und einen Discounter, hier kann man sich bequem auch vor der „Haustür“ mit allem wichtigem eindecken. Ein Fuß- bzw. Radweg führt entlang der Straße in den Ort. An den Straßenquerungen sind die Gehwege soweit abgesenkt, dass man mit dem Rollstuhl gut zurechtkommt.

Ausreichend Stellplätze vorhanden  –  Foto: Sandy Panus

Kleine Wanderung Richtung Eibsee

Am nächsten Morgen hatten wir geplant mit dem Bus zum Eibsee zu fahren. Dort gibt es die Talstation der Zugspitz-Seilbahn, mit der man sogar mit Elektrorollstuhl hochfahren kann. Nach einem Anruf bei der zuständigen Stelle war klar, dass auch die Busse barrierefrei und für Rollstühle ausgelegt sind. Problematisch sind allerdings die Bushaltestellen. Da müsste noch nachgebessert werden, denn der Platz zwischen Haltestellenhäuschen und Gehwegkante ist sehr knapp angelegt. Ausprobieren konnten wir das allerdings nicht, der Bus fuhr uns nämlich vor der Nase davon. Gesehen hatten wir aber, dass der Eibsee nur ca. 6 Kilometer entfernt liegt und spontan entschieden wir uns für eine Wanderung dorthin. Die ersten Kilometer waren auch traumhaft schön. Der Weg war erst einmal asphaltiert und ließ sich mit dem Elektrorollstuhl gut befahren. Die erste Hürde ergab sich dann schon im nächsten kleinen Waldstück. Zur Talstation der Zugspitz-Seilbahn fährt nämlich auch eine Zahnradbahn und hier galt es zum ersten Mal die besonderen Schienen an einem Übergang zu überqueren, was an dieser Stelle noch einigermaßen gut funktionierte. An einem weiteren Übergang gestaltete sich die Überquerung schon schwieriger, weil die kleinen Lenkräder des Rollis in der breiten Rille der Bahnführung hängenbleiben wollten. Zum Glück haben wir immer zwei Minirampen aus Kunststoff dabei, die wir über die Gleise legen konnten. Diese Situation konnten wir also ganz gut meistern, aber es wurde noch viel schwieriger.

Wanderung Richtung Eibsee an der Zugspitze  –  Foto: Michaela Treiber

Zahnradbahn zur Talstation der Zugspitz-Seilbahn  –  Foto: Michaela Treiber

Den Rollstuhl an seine Grenze gebracht

Als es darum ging, dass der Eibsee nur ca. 6 Kilometer entfernt liegt, war uns nicht klar, dass es doch auch noch zusätzlich mehr Höhenmeter zu überwinden gibt als gedacht. Bei ebener Strecke und in langsamen Tempo soll der Akku des Rollstuhls ca. 30 bis 35 Kilometer weit halten. So dachten wir, 6 Kilometer sind ja gar kein Problem. Das dies eine Fehleinschätzung war, wurde einige Höhenmeter später klar. Der Rollstuhl kam nicht nur sehr deutlich an seine Grenzen, auch der Akku war durch die zum Teil sehr steilen Anstiege, zumindest aus der Sicht eines Rollstuhls, ruckzuck leer gezogen. Mitten im Wald ging plötzlich nichts mehr und selbst die nur noch 350 Meter bis zum See waren nicht mehr zu schaffen. Zum Glück waren wir an einer Stelle liegen geblieben, an der es einen Weg in den Wald von der Straße aus gab. Es blieb nur eins, ich musste mit dem Rollstuhl im Wald stehen bleiben und Sandy machte sich alleine auf den Weg zum Eibsee, um mit dem Bus zurück zum Campingplatz zu fahren und mich mit Smilla abzuholen. Etwa zwei Stunden später war Sandy zurück und ich sehr erleichtert. Fühlt es sich doch recht komisch an, da allein im Wald zu stehen. Immerhin reichte die Restkraft des Akkus noch dafür, dass ich bis fast an die Straße fahren konnte. Außerdem war ich sehr positiv überrascht, dass sich doch sehr viele der vorbeikommenden Wanderer nach meinem Befinden erkundigten und mir Hilfe anboten. Das war wirklich toll und hat mir die Situation schon erleichtert, da ich mir dadurch nicht so alleine vorkam. Als ich unseren blauen Kasten dann schon von weitem erkennen konnte, viel mir ein Stein vom Herzen. Rettung nahte. Diese gestaltete sich dann aber auch wieder schwieriger als gedacht. Denn durch die Rollstuhlrampe unterhalb der Schiebetür haben wir auf der Straße nicht so viel Bodenfreiheit, auch wenn wir schon die Erhöhung haben einbauen lassen (hier kannst du mehr über diesen Umbau lesen). Der Weg in den Wald hinein war nämlich auch wieder so abschüssig, dass wir mit der Rampe aufgesetzt hätten. Also blieb nichts anderes übrig, als den Fahrstreifen zu sperren und den Rollstuhl auf der Straße einzuladen. Puhhh, du kannst uns glauben, wir waren so froh, als diese ganze Aktion beendet war. Zügig ging es dann wieder zum Campingplatz um das Akku des Rollis zu laden. Früh am Abend waren wir dann platt und fielen ziemlich müde ins Bett.

Bushaltestelle am Eibsee mit Blick zur Zugspitz-Seilbahn  –  Foto: Sandy Panus

Parkplatz an der Talstation der Zugspitz-Seilbahn  –  Foto: Sandy Panus

Auf den Heimweg gemacht

Beim nächsten Mal würden wir mit Smilla bis zum Eibsee fahren um die Seilbahnstation zu erreichen. Zu diesem Zeitpunkt war das leider nicht mehr möglich, da die Seilbahn wegen des Coronavirus ab dem nächsten Tag geschlossen wurde. Der nächste Tag war der Montag und wir beschlossen, uns erst einmal von dem ereignisreichen Vortag zu erholen und zu besprechen, wie es weitergehen sollte. So richtig wollten wir uns noch nicht vom Urlaubsplan verabschieden und nach Hause fahren. Deshalb kamen wir auf die Idee, erst noch bis zum Bodensee in die Nähe von Friedrichshafen zu fahren. Telefonisch konnten wir auch einen Campingplatz erreichen, der geöffnet hatte und noch nichts von touristischen Einschränkungen berichten konnte. So machten wir uns am Dienstag auf den Weg, jedoch durch die letzten Radioberichte zum Thema Corona so in der Stimmung getrübt, dass wir uns unterwegs entschieden doch nach Hause zu fahren. Am Ende stellte sich heraus, dass wir für uns auf jeden Fall die richtigen Entscheidungen getroffen hatten. Seitdem genießen wir trotz allem unsere Zeit, versuchen das Beste aus der Krise zu machen und uns selbst und natürlich auch andere zu schützen, indem wir uns an die Regeln halten und uns umsichtig und mit gesundem Menschenverstand zuhause und auch außerhalb bewegen.

Sonnenuntergang an der Zugspitze  –  Foto: Michaela Treiber

Wir wünschen uns und allen Mitmenschen auf der Welt, dass wir gesund durch diese Zeit kommen und uns bald wieder frei bewegen und Spaß haben können.

Bis bald und liebe Grüße

Sandy & Michaela